Nichts schien unerforschter als die Meinung, denn sie konnte sich täglich ändern. Vielen Dank an jene Institute, die nicht müde wurden, sich aufopfernd in den Dienst der Abfragung dieser unserer Meinung zu stellen. Sie lieferten uns unsere wöchentlichen sieben "W". (Wen würden wir wohl wählen, wäre Wahl.) Sie verrieten uns, was wir theoretisch ablehnten, auch wenn wir nie Gelegenheit hatten, es praktisch zu tun. Sie sagten uns, was wir gut fänden, würde es eintreten, was freilich selten genug geschah. Egal, sie gaben uns das Gefühl, dass unsere Meinung zählte. Und das tat sie auch - wenigstens für sie, die Zähler.

Nun aber dürften die vorauseilenden Botschafter der Werbung ihr Ziel erreicht haben: Unsere Meinung scheint endlich komplett ausgeforscht. Es gibt nichts mehr, was man uns fragen könnte. Juli 2005, es ist so weit: Imas ist fertig, die Linzer haben offenbar abgeschlossen. Zum Beweis liefern sie uns das Ergebnis einer letzten Durchforschung unserer restlos ausgeforschten Meinung. Die Untersuchung hat ergeben: "Die Österreicher schwanken zwischen Sparen und Konsumieren." - Ah geh!

Liebe Meinungsforschung, willkommen am Boden der niederschmetternden Offensichtlichkeit. (DER STANDARD, Printausgabe, 18.07.2005)