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Low-Cost-Carrier setzen den etablierten Airlines immer mehr zu.

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AUA-Marketing-Vorstand Josef Burger: "Überkapazitäten führen zu Preisreduktionen, damit müssen wir leben."

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Wien - Um im internationalen Konzert der großen Airlines zu überleben, wird die AUA ihre Spezialisierungsstrategie weiter fortsetzen, kündigte AUA-Vorstand Josef Burger im Gespräch mit dem STANDARD an. In Europa werde der Verkehrsschwerpunkt weiter nach Osten verschoben, Destinationen im Ural sind derzeit am Prüfstand. Auf der Langstrecke werden die Ziele in Südostasien und Australien weiter ausgebaut, auch Destinationen in der Levante und in Nahost, sagte Burger.

Damit versucht die AUA die Schwankungen zwischen den Saisonen abzuflachen und eine Kostenstruktur zu schaffen, die diesen Schwankungen besser entspricht.

Massive Konkurrenz der Billig-Airlines

Nicht zuletzt wegen der massiven Konkurrenz der Low-Cost-Carrier "optimiert" die AUA im Kontinental-Verkehr die Flüge zwischen den "Hauptstadt-Rennstrecken" zugunsten so genannter Sekundär-Ziele. Statt Rom oder Paris setzt die AUA heuer gezielt auf Turin, Basel, Lyon, Nizza, Oslo oder Göteborg.

Im Osten sind es Varna (Bulgarien), Sibiu (Hermannstadt, Rumänien) oder Pecs (Ungarn). In Rumänien wird derzeit auch Iasi oder Constanta am Schwarzen Meer geprüft. Wobei die Primärpunkte in Europa wie London, Paris, Amsterdam, Warschau, Zürich, Frankfurt oder Prag unverändert fünfmal täglich angeboten werden. Allerdings werfen die Sekundär-Ziele weitaus höhere Erträge ab.

Dass die Lufthansa der AUA gerade im Osten immer mehr Konkurrenz macht, stört Burger zumindest offiziell nicht: "Wir fliegen zu 23 Destinationen im Osten, die die Lufthansa nicht anbietet und acht Ziele, die überhaupt kein EU-Carrier ansteuert."

"Langstrecke besonders wichtig"

Im Interkontinental-Verkehr liegt der Schwerpunkt in Südost-Asien, Australien, Indien und China. Die Langstrecke, so Burger, ist für die AUA besonders wichtig, weil 53 Prozent der Passagiere Transfer-Gäste sind, die mit der AUA weiter Richtung Osteuropa fliegen.

In Indien, wo derzeit nur Delhi und ab September auch Bombay im Angebot sind, werden Städte wie Bangalore, Hyderabad oder Chennai (Madras) als neue Destinationen unter die Lupe genommen. In China könnten neben Peking und Schanghai auch Chengdu, Chongoing (Mittelchina) oder Guangzhou (Kanton) neu ins Programm kommen.

2006 will Burger in Nordamerika Chicago wieder anfliegen. Optimal wäre das gemeinsam mit dem Star-Alliance-Partner United Airlines, der in Chicago seinen Sitz hat.

Bereits mit Beginn des heurigen Winterflugplanes, Ende Oktober, wird Phuket (zweimal pro Woche nonstop) ebenso wie Mauritius vom Charter in den Linienflugplan aufgenommen. Während im Charter nur Punkt zu Punkt geflogen wird, kann die Linie auch als Zubringer fungieren. Etwa: Von Russland über Wien nach Mauritus oder Warschau-Wien-Mauritius. Burger: "Damit kann die Vermarktung der Destination verbreitert werden und es hilft saisonale Schwankungen auszugleichen." So werden im Gegenzug im Winter die Flüge nach Osaka temporär eingestellt.

Naher Osten wird ausgebaut

Konsequent werden auch die Destinationen im Nahen Osten ausgebaut. Dazu gehören Tripolis, Kairo, Alexandria, Tel Aviv, Amman oder Beirut. Von den 640.000 Passagieren auf diesen Strecken sind bereits 80 Prozent Transfer-Gäste, die mit der AUA über Wien weiter fliegen. Besonders stolz ist Burger auf die über 70-prozentige Auslastung der Dubai-Flüge (fünfmal wöchentlich) und das bei einer starken Konkurrenz wie Emirates.

Wegen der hohen Treibstoffkosten und der Überkapazitäten musste die AUA heuer bereits eine Gewinnwarnung veröffentlichen. Statt einem Plus von 10,5 Mio. Euro wird für heuer ein Verlust prognostiziert. Detaillierte Zahlen zum ersten Halbjahr veröffentlicht die AUA, an der die Staatsholding ÖIAG knapp 40 Prozent hält, Anfang nächster Woche.

Erst Anfang Juli hat die AUA zum fünften Mal seit Mai 2004 den Treibstoffzuschlag erhöht. Doch die Zuschläge, decken nicht einmal die Hälfte der Mehrkosten beim Kerosin, betonte Burger. Die Kerosinpreise erreichten heuer bereits Spitzenwerte von 607 Dollar je Tonne, budgetiert hat die AUA 450 Dollar. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.7.2005)