Wien - Für ein zweistufiges Zugangssystem zu den Universitäten hat sich der derzeitige Vorsitzende der Rektorenkonferenz, Christoph Badelt, am Samstag ausgesprochen. Auf der untersten Ebene des Bakkalaureatsstudiums sollte der Zugang so groß wie möglich gehalten werden. Ziel der Universitäten sollte es sein, die Studenten in dieser Phase berufsfähig zu machen. Dann könnte man unter qualitativen Gesichtspunkten für Master- und Doktoratsstudien auswählen, meinte der Rektor der Wirtschaftsuniversität Wien in der Ö1-Radioreihe "im Journal zu Gast".

Die Reaktion der Regierung auf das jüngste EuGH-Urteil, das die Öffnung der Universitäten für alle Studenten aus EU-Staaten öffnet, verteidigte Badelt. Der von der Regierung vorgelegte Gesetzesentwurf sei im Wesentlichen den Vorstellungen der Rektorenkonferenz gefolgt. Badelt glaubt auch nicht, dass der EuGH vor seinem Spruch zu beeinflussen gewesen wäre. Die einzige rechtlich haltbare Lösung wäre gewesen, schon in den EU-Beitrittsverhandlungen Ausnahmebedingungen zu vereinbaren.

Als "Zeitungsente" wertete er Vorwürfe, die Universitäten hätten sich auf das absehbare EuGH-Urteil nicht genügend vorbereitet. Unter den gegebenen Rahmenbedingungen habe man es nicht anders machen können. So habe die Medizin-Uni Wien ein Verfahren vorbereitet, das es überhaupt technisch ermöglicht, eine Auswahl zu treffen. "Die Sache läuft, wie sie laufen muss."

Am Urteil des EuGH übt der Vorsitzende der Rektorenkonferenz Kritik in "gesellschaftspolitischer" Hinsicht: "Ich kann als politisch denkender Mensch nicht verstehen, warum ein kleines Land wie Österreich seinen Hochschulzugang nicht so regeln kann wie es will, und jetzt gezwungen wird Änderungen vorzunehmen, die politisch nicht gewollt sind." Jeder Europarechtler habe allerdings gesagt, dass das Urteil so kommen werde. Und so habe das Urteil auch sein positiven Seiten: Die Frage des Hochschulzugangs sei in Österreich in den letzten zehn Jahren zu wenig diskutiert worden. Das habe nichts mit dem EuGH oder einer spezifischen Partei zu tun. Das Urteil zwinge nun zu einer Diskussion über den Hochschulzugang. Badelt befürchtet nur, dass diese Diskussion zu oberflächlich und zu anlassbezogen geführt wird und nicht die Tiefen des Themas erfasst.

Praktisch sei das Offenhalten der Unis nicht überall möglich, bekräftigte Badelt. Einerseits gebe es das Kapazitätsargument. Es werde nicht möglich sein, dass jeder Medizin studieren kann, der das will. Und andererseits sei die Frage zu beantworten, ob es im Interesse der Öffentlichen Hand sei, in großem Maße Studien zu fördern, wenn dann die Absolventen Probleme am Arbeitsmarkt haben.

SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal bezeichnete die Aussagen Badelts als "sehr streichelweich". Er erinnerte daran, dass Badelt, noch vor wenigen Tagen beklagt habe, dass er nicht ausreichend und zu spät über die Folgen des EuGH-Urteils informiert worden sei. (APA)