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Die Attentäter wurden möglicherweise im "Hamara"-Jugendzentrum rekrutiert

Foto: AP/Ellis
London/Wien - Die Selbstmordattentäter von London sind möglicherweise in einem Jugendzentrum im nordenglischen Leeds rekrutiert worden. Das berichtet die Internet-Ausgabe der britischen Zeitung "The Times" am Samstag.

Im Zuge ihrer Ermittlungen zu den Terroranschlägen vorige Woche in London, bei denen 54 Menschen starben und 700 verletzt wurden, beschlagnahmte die Polizei sechs Computerfestplatten im "Hamara Youth Access Point" im Stadtteil Beeston.

Indoktrinierung

Ein Jugendbetreuer berichtete den Behörden, er habe den Verdacht, dass das Zentrum für die Indoktrinierung, Radikalisierung und zur Rekrutierung junger Moslems für den "Jihad" missbraucht worden sei.

Zwei der jüngsten Selbstmordattentäter, Shehzad Tanweer (22) und Hasib Hussain (18), besuchten häufig das Jugendzentrum in der Lodge Lane, wo der dritte Bomber, der Hilfslehrer Mohammad Sidique Khan (30), als Freiwilliger arbeitete. Ein vierter Mann, Naveed Fiaz (29), der wegen der Londoner Anschläge einvernommen wurde, war in dem Zentrum als Jugendbetreuer tätig.

"Verbrecherische Politik"

Khan hielt seinen Schützlingen leidenschaftliche Vorträge über die "verbrecherische" Politik den Westens in Palästina, im Irak und in Afghanistan. Laut einem seiner Kollegen "explodierte" Khan regelrecht vor Zorn, wenn es um die Politik der Briten und Amerikaner in Nahost ging. Die palästinensischen Selbstmordanschläge hielt er für gerechtfertigt.

Der Jugendbetreuer, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte: "Es hat immer so viele Treffen gegeben. Wir haben uns gefragt, warum so viele Leute dort waren, auch solche, die von außerhalb kamen." Die Treffen hätten zudem endlos lange gedauert und offensichtlich nichts mit Jugendarbeit zu tun gehabt.

Über seine Besorgnis habe er aber mit niemanden reden können, sonst wäre er sofort als "Rassist" oder Agitator beschimpft worden, so der Jugendbetreuer.

Hausdurchsuchung

Die britische Polizei hat am Samstag erneut ein Haus im nordenglischen Leeds durchsucht. Das Gebäude im Stadtteil Beeston gehöre einem moslemischen Sozialarbeiter, sagte ein Anrainer der britischen Nachrichtenagentur PA am Samstag.

Der in dem Haus wohnende dreifache Familienvater habe aber nichts mit den Anschlägen in der vergangenen Woche zu tun, zeigte sich der Nachbar überzeugt. Der Hausbesitzer arbeite im Hamara-Jugendzentrum. (APA)