Den Haag/Luxemburg/Paris - Europäische Tageszeitungen befassen sich am Freitag mit den Ermittlungsergebnissen nach den Selbstmordanschlägen von London, die offenbar von "einheimischen" Moslems ausgeführt wurden.

"Trouw" (Amsterdam):

"Ohne Zweifel ist nur ein äußerst kleiner Teil der moslemischen Gemeinschaft in westeuropäischen Ländern radikal genug, um Tod und Verderben zu säen. Aber der Kampf gegen die Radikalen verlangt von eben dieser Gemeinschaft eine viel aktivere Rolle. So will ein Viertel der Moslems in Großbritannien die Behörden nicht über Menschen unterrichten, von denen sie wissen, dass sie Terroristen sind oder Verbindungen zum Terrorismus haben. Das ist unannehmbar."

"Luxemburger Wort":

"Die Urheber der Terrorakte von London wollen die britische Gesellschaft spalten. Diese Fanatiker haben zum Ziel, die westlichen Gesellschaften zu schwächen, um deren weltweiten Einfluss zu reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, wollen sie die westlichen Gesellschaften ins Mark treffen. Als US-Alliierter musste Großbritannien damit rechnen, Opfer eines von religiösen Fanatikern verübten Terroranschlags zu werden. Dabei geht es den Urhebern nicht nur um das Engagement der Regierung Blair im Irak.

London ist eine multikulturelle Metropole. Menschen unterschiedlichster Abstammung und Weltanschauung leben hier. Die pulsierende Stadt an der Themse ist Heimat für zahlreiche Briten moslemischen Glaubens. Doch auch die Attentäter waren britische Staatsbürger und kamen im nordenglischen Leeds zur Welt. Die Nachricht an die westlichen Gesellschaften könnte klarer nicht sein: "Wir müssen nicht mehr von außen kommen, wir leben schon mitten unter Euch". Umso mehr sind die westlichen Gesellschaften gefordert, nicht in die Falle der Fanatiker zu tappen und die Mitbürger muslimischen Glaubens nicht unter Generalverdacht zu stellen."

"Le Monde" (Paris):

"Es gibt Anlass zur Sorge, wenn gut integrierte Jugendliche bereit sind, ihr Leben und das vieler unschuldiger Menschen zu opfern. Einige der mutmaßlichen Attentäter von London haben Religionskurse in Pakistan besucht und wurden in afghanischen Trainingslagern ausgebildet. Die Briten dachten, dass ihr Modell der Integration von Einwanderern sie vor Extremismus schützen würde. Doch in allen moslemischen Gemeinschaften der Welt schlummert ein religiöser Fundamentalismus, dessen extremster Ausdruck der Terrorismus ist.

In den westlichen Gesellschaften, die die Religionsfreiheit für alle garantieren, müssen religiöse und gesellschaftliche Führungspersönlichkeiten die Gewalt verurteilen und denjenigen die Legitimität absprechen, die sie predigen". (APA/dpa/AFP)