Der schlammige Boden am Cobenzl machte ein vorsichtiges Voranschreiten notwendig, nichtsdestotrotz genossen Erwin Pröll und Michael Häupl einhellig das Naturerlebnis im kürzlich zum Biosphärenpark erkorenen Wienerwald.

Foto: Standard/Heribert Corn
Wien - Den klaren Ausblick vom Cobenzl über Wien beeinträchtigte nur eines: der vom Regen aufgeweichte Boden, der dazu zwang, den Blick nach unten zu richten, um einem Schlammassel zu entgehen. Trotzdem blieben die auf Hochglanz polierten Schuhe der Landeshauptleute Michael Häupl (SP, Wien) und Erwin Pröll (VP, Niederösterreich) nicht von ein paar Schlammspritzern verschont.

Anlass für die Wandertour im Nadelstreif war aber nicht eine großkoalitionäre Annäherung, sondern die Ernennung des Wienerwalds zum Biosphärenpark durch die Unesco, auf die im Weingut Cobenzl angestoßen wurde.

Die Auszeichnung, die am 30. Juni offiziell verliehen wurde, bringe die Anerkennung, dass eine Millionenstadt nachhaltig im Einklang mit der Natur leben könne, freute sich Häupl. Pröll pflichtete bei: "Der Wienerwald ist in Wahrheit der größte Stadtpark der ganzen Welt!" Dieser müsse auch für weitere Generationen erhalten bleiben, was eine große Verantwortung mit sich bringe. Denn: "Der Kampf der Menschen gegen die Natur tobt auch heute noch", sagte Pröll und verwies auf die ökologische Sensibilität, die im Wienerwald notwendig sei.

Auch Kulturkategorie

Das Prädikat Biosphärenpark sei keine reine Naturschutz-, sondern auch eine Kulturkategorie, unterstrich der Wiener Landeshauptmann und Bürgermeister Häupl. Ziel sei die Verbindung ökonomischer, ökologischer und kultureller Entwicklungen.

Für die Anerkennung durch die Unesco musste der Wienerwald in drei Zonen unterteilt werden: In den Kernzonen, die rund fünf Prozent der Gesamtfläche von 105.545 Hektar ausmachen (95.700 davon entfallen auf Niederösterreich), stehen Naturschutz und natürliche Waldentwicklung im Vordergrund. Pflegezonen dienen als Puffer, in denen qualitätsvolle Bewirtschaftung betrieben wird. Circa 80 Prozent der Fläche sind Entwicklungszonen, in denen in Zusammenarbeit mit Gemeinden, Bewohnern, ansässigen Unternehmen und Organisationen kreative Konzepte zur nachhaltigen Nutzung entwickelt werden sollen.

Die Länder Niederösterreich und Wien bereiten nun eine gemeinsame Managementstelle vor. Wer die Kosten von 800.000 Euro pro Jahr tragen soll, wird derzeit noch verhandelt. Häupl: "Wir streiten Schulter an Schulter mit dem Neffen von Herrn Pröll." Angestrebt ist wie bei den Nationalparks eine Hälfte-Beteiligung des Bundes - vertreten durch Landwirtschaftsminister Josef Pröll (VP) - die andere Hälfte würden die beiden Länder beisteuern. (Karin Krichmayr, DER STANDARD - Printausgabe, 15. Juli 2005)