Grafik: DER STANDARD
Sehr verehrte Damen, heute widmen wir uns wieder dem beliebten Thema: Kann man auch ohne Sex glücklich sein? Ich meine: ja - aber leider nicht lange. Glückliche Menschen haben eine provozierende Ausstrahlung, die andere Leute dazu verführt, ihnen die Suppe zu versalzen. Sobald eine Dame ohne Sex glücklich aussieht, kommt alsbald ein Mann mit Sendungsbewusstsein daher - und aus der Traum.

Wer länger glücklich sein will, tut also gut daran, sein Glück zu verheucheln. Also niemals, auch nicht unter härtester Folter oder unter dem Einfluss von acht Achterln zugeben, dass Sie ohne Sex glücklich sind. Immer schön leidend ausschauen und die Mundwinkel brav nach unten ziehen, dann hält das Glück ewig. Unmöglich ist es allerdings, ohne Mann glücklich zu sein. Und zwar, weil es den Zustand ohne Mann nicht gibt. Denn sobald man keinen Mann hat, schwänzelt wieder der Exmann um einen herum. Oder der Exmann der Freundin. Oder jemand, der gerne der Exmann wäre. Ist das eine wünschenswerte Gesellschaft? Na bitte.

Wer sich aufrafft, Exmänner loszuwerden, schafft das meist nur mithilfe eines anderen Mannes. Jedoch wird das Prinzip "Teufel vs. Beelzebub" immer fragwürdiger, weil, wenn man seinen Mann loswerden will und dazu die Hilfestellung eines anderen Mannes benötigt, man ausnahmslos auf andere Exmänner zurückgreifen muss, denn andere gibt es nicht. Welcher Mann, der im Begriff ist, ein Exmann zu werden, hat den mindesten Respekt vor einem anderen Exmann, der von einer anderen Dame auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen wurde?

Das Dilemma offenbart sich im Partnerbörsen-Boom. Auf den ersten Blick sind Partnerbörsen eine feine Sache. Was wird da für Geld hin- und hergeschoben! Online-Fees, Kontaktgebühren, schon allein die Werbung für Partnerbörsen muss Millionen verschlingen. Die findigen Erfinder sind zu beglückwünschen, die Wirtschaftskrise wird endlich überwunden. Abgesehen davon, dass ALG (Andrer Leute Geld) in Strömen fließt, produzieren Partnerbörsen viel Sinn und Wochenendprogramm, aber! als unangenehmes Nebenprodukt leider auch neue Exmänner, für die niemand richtig Verwendung hat.

Als Zufallsfreundin mag ich nicht in Partnerbörsen investieren, weil man buchhalterisch angeben muss, was für eine Art Exmann man sucht. Wer weiß schon, was ihm fehlt und was man sucht? Die Suchkriterien sind eh nur die Kriterien, welche die Schwiegermutter des Exmannes eingegeben hätte - den eigenen Bedürfnissen entsprechen sie selten. Ich zum Beispiel behaupte immer, dass ich einen Mann mit Geld suche, aber in Wirklichkeit entzücken mich natürlich nur Leute, die leichenblass aus der R-Bank wanken, Revolver an Schläfe. Genau das würde ich nie zugeben, und so wird die leidige Exmann-Schwemme immer größer und größer. Ihre Cosima Reif DER STANDARD, rondo/15/07/2005)