Wien/Sofia - Die börsenotierte Telekom Austria (TA) hat die seit Monaten geplante Übernahme des bulgarischen Handynetzbetreibers Mobiltel abgeschlossen.

Die TA-Gruppe habe mit ihrer Mobilfunktochter Mobilkom Austria 100 Prozent der Mobiltel für einen Gesamt-Unternehmenswert von bis zu 1,6 Mrd. Euro erworben, teilte die TA am Donnerstagmorgen in einer Aussendung mit. Die Übernahme ist die größte Auslandsübernahme in der österreichischen Unternehmensgeschichte.

3,2 Millionen neue Mobilfunkkunden

Die Mobiltel beschäftigt derzeit 2300 Mitarbeiter und hatte per Ende Juni 3,2 Mio. Mobilfunkkunden. Das Unternehmen ist damit der größte Handynetzbetreiber Bulgariens, der Marktanteil lag Ende März bei 63,9 Prozent.

Der Umsatz der Mobiltel belief sich im ersten Quartal 2005 auf 119 Mio. Euro, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag bei 80 Mio. Euro.

Wichtiger Schritt für Balkan-Expansion

"Ich freue mich anzukündigen, dass wir heute den Kauf von Mobiltel abgeschlossen haben", sagte Telekom Austria-Vorstandsvorsitzender Heinz Sundt am Donnerstag.

"Der Erwerb der Mobiltel ist ein wichtiger Schritt für unsere Expansion im südosteuropäischen Raum", kommentierte TA-Mobilfunkvorstand und Mobilkom-Vorstandsvorsitzender Boris Nemsic die Übernahme. In Summe habe die Mobilkom-Gruppe damit nun mehr als 8 Millionen Mobilfunkkunden.

Die Konsolidierung der Mobiltel durch die TA-Gruppe soll ab dem 12. Juli 2005 erfolgen. Neuer Mobiltel-Vorstandsvorsitzender wird Josef Vinatzer, der für die Mobilkom bereits die kroatische Mobilfunktochter VIPnet bis Jahresbeginn geleitet hatte.

Größte Übernahme

TA-Generaldirektor Sundt zeigte sich "stolz" darauf, dass der Erwerb der Mobiltel "die größte Akquisition ist, die jemals von einem österreichischen Unternehmen getätigt wurde". Für die TA stelle der Erwerb der Mobiltel eine "ausgezeichnete Investition in einen Wachstumsmarkt" dar, hieß es weiter.

Die TA wollte die Mobiltel bereits 2003 übernehmen, hatte die Verhandlungen dann im Spätherbst 2003 allerdings beendet, da die Mobiltel-Eigner damals nur einen Minderheitsanteil verkaufen wollten. 2004 wurden die Verhandlungen dann nach einem Einstieg von Finanzinvestoren bei der Mobiltel neuerlich aufgenommen.

Im Dezember 2004 hat die TA dann eine Kaufoption für die Mobiltel erworben, am 1. Juni wurde ein Aktienkaufvertrag unterzeichnet. Die Vorbereitungen für die Integration der Mobiltel begannen bereits im Februar 2005.

Personalien

Neben Josef Vinatzer als Vorstandsvorsitzenden, der sich bereits seit Februar 2005 vor Ort in Sofia um die Integration der Mobiltel kümmerte, gehören dem Mobiltel-Management künftig auch Thomas Klemenschits als Technikchef und der Mobilkom-Marketingvorstand Hannes Ametsreiter als interimistischer Chief Marketing Officer (CMO) an.

Für Strategie, Projekte und Integration wird Roland Haidner zuständig sein. In ihren bisherigen Funktionen verbleiben der Mobiltel-Finanzvorstand Mark Eckhout und der "Executive Director" für Rechtsangelegenheiten, Nikolay Nikolov - "um die Kontinuität zu gewährleisten", wie es heute hieß.

Österreichisches Konsortium

Bisher gehörte die Mobiltel einem Konsortium von österreichischen und internationalen Finanzinvestoren. 60 Prozent stehen in Besitz der österreichischen Aktionären (40 Prozent davon gehören dem Geschäftsmann Martin Schlaff, je 10 Prozent dem Industriellen Josef Taus und dem Unternehmensberater Herbert Cordt), die restlichen 40 Prozent halten sieben Private-Equity-Gesellschaften um ABN Amro Capital, Citigroup Investments und CVP. (APA)