Wien - Österreichische Unternehmen und Banken liegen beim Kampf gegen die Geldwäsche im "guten europäischen Mittelfeld", haben aber "einen gewissen Nachholbedarf".

Zu dieser Diagnose kommen die Autoren der Studie "Geldwäschebekämpfung in Europa", die das Beratungsunternehmen BearingPoint (Ex-KPMG Consulting) demnächst vorstellen wird und die dem STANDARD bereits vorliegt.

Den Grund dafür erklären die Autoren Oliver Schwendinger und Ralf Temporale so: "Die Unternehmen nehmen die Thematik Geldwäsche zwar ernst. Aber sie unterschätzen die Bedeutung, die der Finanzplatz Österreich erlangt hat."

Bloß ein Indiz dafür: Während laut Studie in Deutschland mehr als die Hälfte der Geldwäschebeauftragten über 50 Prozent ihrer Arbeitszeit für diesen Job verwendet, trifft das nur auf rund ein Viertel der österreichischen Beauftragten zu. Zwar lasse das "keinen Rückschluss auf die Effizienz der Geldwäschebekämpfung" zu, ein "Umdenken" sei aber nötig.

Kosten "im Fokus"

Die Kosten der Geldwäschebekämpfung (heuer veröffentlicht die EU ihre dritte einschlägige Richtlinie) stehen bei den 74 befragten Unternehmen "im Fokus". Doch "während in der Öffentlichkeit oft die für die Institute zu tragenden hohen Kosten kritisiert werden", sind die Betroffenen selbst differenzierter: Die Hälfte hält sie für "angemessen".

Viel wesentlicher sind die Folgekosten, die den Unternehmen entstehen, die in Geldwäsche verwickelt und gestraft werden: "Die Reputationsschäden gehen fast ins Unendliche", so Temporale.

"Auffallend" sei auch, dass die Österreicher nicht ihre "nationalen Autoritäten" als "Treiber" für ihre Anti-Geldwäsche-Maßnahmen ansehen, sondern "in erster Linie die EU". Andere Länder, andere Ansichten: Insgesamt werden die USA (65 Prozent) und supranationale Organisationen (70 Prozent) als "dominierende Treiber für die Verschärfung der Anforderungen" angesehen.

Überhaupt halten die Österreicher (22 Prozent) ihre eigenen Paragrafen nicht für so wirksam wie jene der EU und der Schweiz. In Deutschland liegt der entsprechende Prozentsatz bei nur zwei Prozent.

Verbesserungswürdige Effizienz

Die Effizienz der Vorbeugung ist überall verbesserungswürdig. Bei fast der Hälfte der Institute erhärten sich bis zu 20 Prozent aller intern aufgetauchten Verdachtsfälle und werden an die Behörden weitergeleitet.

Nur bei 13 Prozent beträgt die Trefferquote mehr als 50 Prozent. Österreich hinkt nach: Bei 44 Prozent der Unternehmen erreicht die Quote bis zu zehn Prozent. Autor Schwendinger beruhigt aber: "Diese Lernkurve wird umso besser, je besser die IT-Systeme werden." (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.07.2005)