Die Attentäter von London sind britische Staatsbürger pakistanischer Abstammung. Ein weiterer Beweis für die Richtigkeit der These des französischen Experten für den radikalen Islam, Gilles Kepel: "Der Kampf findet in und um Europa statt." Die Djihadis rekrutieren sich aus der muslimischen Population in Europa: rund 15 Millionen. Diese Population bildet eine weit gehend abgeschottete, selbstreferenzielle Welt innerhalb des säkularen, "ungläubigen" Europa. Und innerhalb dieser muslimischen Parallelwelt die Euro-Djihadis. Was deren ideologische Vorbilder predigen - die Ausdehnung des Islam auf Europa - mag westlichen Rationalisten wahnwitzig erscheinen, wird aber von diesen jungen Leuten als konkretes Ziel genommen. An diesem Punkt reicht es nicht mehr aus, wenn die muslimischen Gemeinden in Europa Schock und Entsetzen ausdrücken. Sie müssen aus ihrer Isolation heraus - wobei man ihnen entgegenkommen muss - und als Erstes nicht mehr die Tatsache verleugnen, dass es ihre eigenen Söhne sind, die diese Verbrechen begehen. In einer weiteren Phase müssen sie dann wohl auch eine dramatische Grundsatzentscheidung treffen: nämlich die, auch innerlich Europäer werden zu wollen. (DER STANDARD, Print, 14.7.2005)