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Wieder nix - immer mehr Jugendliche stehen ohne Job da. Silvia Fuhrmann (ÖVP) möchte das AMS "unter die Lupe nehmen", für Experten ist die Weltkonjunktur schuld.

Foto: APA/Ecker
Wien - "Die Regierung spricht immer von 2000 Jugendlichen in Wien, die keine Lehrstelle gefunden haben. In Wahrheit sind es hier aber 13.000 - österreichweit gibt es sogar 55.000 Jugendliche und Lehrstellensuchende", sagt Richard Krisch von den Wiener Jugendzentren. Die Zahl ergebe sich dadurch, "dass man jene Jugendlichen in der Statistik nicht mitzählt, die in einer Berufsorientierungsmaßnahme oder in einem Lehrgang sind - eben weil sie keine Lehrstelle gefunden haben."

Vom Notprogramm ...

Trotz Prognosen Mitte der 90er-Jahre, dass sich die Situation der Jugendarbeitslosigkeit drastisch verschlechtern würde, seien von der damaligen Regierung unter Viktor Klima nur Notprogramme geschaffen worden, die "eben nicht mehr als Notprogramme waren", so Gabriele Heinisch-Hosek von der SPÖ. Auch Egon Blum, Regierungsbeauftragter für Jugendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung, sieht keine Entspannung der Situation. Bis 2008 werde die Zahl der lehrstellensuchenden 15-Jährigen um 4000 ansteigen.

Lösungsvorschläge gibt es zuhauf. Etwa das Sieben-Punkte-Programm der Wirtschaftskammer, mit dem 650 Mio. Euro in 30.000 neue Arbeitsplätze investiert werden sollen.

Von der SPÖ wurde ein Zehn-Punkte-Programm für Lehrlinge vorgelegt, in dem gefordert wird, schon in der Pflichtschule Berufsorientierung als Pflichtfach einzuführen und die Lehrlinge in der Berufsschule besser auf die Arbeitswelt vorzubereiten.

Blum führte in Vorarlberg Betriebe zusammen, die in einen Fonds einzahlen, auch wenn sie keine Lehrlinge ausbilden. Davon würden andere Betriebe profitieren, die sich sonst die Ausbildung von Lehrlingen nicht leisten könnten, erläutert Blum.

"Space!lab", ein EU-Projekt der Gemeinschaftsinitiative Equal fördert zwei Jahre lang benachteiligte Jugendliche und versucht, ihnen Schlüsselqualifikationen wie Teamwork, Artikulationsfähigkeit und Computerkenntnisse nahe zu legen, erklärt Krisch.

... zu Praxiskompetenz

Martin Gleitsmann von der Wirtschaftskammer Österreich will verstärkt auf die Ausbildungsform "Matura mit Lehrabschluss" aufmerksam machen, für die der Staat großteils die Kosten trägt. Das sei eine Lösung für "praxiskompetente Jugendliche". Schuld an der tristen Situation sei die schlechte Wirtschaftslage in Deutschland, die sich auf Österreich auswirke.

Silvia Fuhrmann von der ÖVP verlangt hingegen, dass das Arbeitsmarktservice (AMS) "unter die Lupe genommen wird". Es sei unzumutbar, dass Jugendliche "drei Monate auf eine Vermittlung warten oder überhaupt nicht vermittelt werden können". Genauso sollten sich Schüler früh genug auf ihre berufliche Laufbahn vorbereiten. (DER STANDARD-Printausgabe, 12.7.2005)