Peter Puller ist Mitglied der steirischen ÖVP und Verfasser des umstrittenen Papiers "Modul 1 - Leserbriefe und Postings", wo beschrieben wird, wie diese im Wahlkampf parteigerecht gestaltet werden sollten.

montage: derStandard.at
derStandard.at: Der steirische ÖVP-Landesgeschäftsführer Andreas Schnider hat nach Veröffentlichung des umstrittenen Papiers "Modul 1 - Leserbriefe und Postings" zwar eine Medienschulung bestätigt, jedoch gemeint, dass die "Zusammenfassung" nicht abgesegnet gewesen sei. Wie sehen Sie das? Warum hat das Dokument mit Ihrer Kontaktadresse am Ende das ÖVP-Logo am Briefkopf?

Puller: Der Landesgeschäftsführer wusste über den Inhalt des Workshops nicht Bescheid. Das Papier ist auch tatsächlich nicht abgesegnet und war nie als Leitfaden gedacht. Es ist eine Auflistung einiger in der Gruppe diskutierter Punkte, die großteils aus dem Zusammenhang gerissen wurden. Einerseits scheint bei mir das Logo der ÖVP im Textverabeitungsprogramm automatisch auf, andererseits ist es nicht weiter ungewöhnlich, meine Kontaktdaten an junge Leute weiterzugeben.

derStandard.at: Im Text des Papiers steht, "FLH sind die Postings ein besonderes Anliegen". Was ist damit genau gemeint? Wurden die Inhalte der Medienschuldung von Landeshauptfrau Klasnic selbst gewünscht?

Puller: Frau Landeshauptmann wusste über den Workshop nicht Bescheid, geschweige denn über die Inhalte. Das erwähnte Zitat, dass Frau Landeshauptmann die Postings ein besonderes Anliegen wären, war meine Formulierung beim Seminar, aber gemeint war, dass ihr das Medium Internet ein besonderes Anliegen wäre.

derStandard.at: "Insbesondere außerhalb der Bürozeiten ist die SPÖ noch wesentlich besser aufgestellt" heißt es weiter im Text. Liegen Ihnen Informationen vor, wonach die SPÖ auch Postings und Leserbriefe verfasst? Können Sie das beweisen?

Puller: Das kommentierte heute Frau Bures schon selbst, indem sie meinte, dass sie natürlich nicht ausschließen könne, dass Mitarbeiter in ihren Büros Leserbriefe verfassen. Dass gerade bei den politischen Postings zahlreiche Parteimitglieder aller Fraktionen stark vertreten sind, ist auch offensichtlich.

Vor allem die Poster, die der SPÖ beziehungsweise den Grünen zuzuordnen sind, geben einen besonders aggressiven Stil vor - Inhalt des Workshops war deshalb auch die Diskussion darüber, ob und wie man dem begegnen kann. Wenn man die IP-Adressen im Forum überprüfen würde, hätte man den Beweis.

derStandard.at: Sind Sie selbst ein Verfasser "untergriffiger" Postings, wie in der Medienschulung angeregt?

Puller: Ich poste zwar manchmal auf ORF-Online, aber nicht untergriffig. Ich widerlege die unsachlichen Postings der anderen mit stichhaltigen Argumenten und Fakten.

derStandard.at: Gestern hat es unter www.franzvoves.at noch eine untergriffige Seite über den SPÖ-Landeschef gegeben. Heute ist sie deaktiviert. Haben Sie eine Erklärung dafür? (Anmerkung: Am Mittwoch ging die Seite wieder online)

Puller: Nein, da wir mit dieser Seite organisatorisch nichts zu tun haben. Es handelt sich beim Betreiber dieser Seite um einen privat engagierten Jugendlichen. Daher weiß ich auch nicht, warum sie heute deaktiviert wurde. Möglicherweise aufgrund der Klagsdrohung der SPÖ, obwohl sie selbst untergriffigste Inserate schaltet und Postkarten verteilen lässt, die nicht einmal mehr satirisch, sondern einfach nur untergriffig sind. Beispiele gibt es genügend.

derStandard.at: Halten Sie SPÖ-Voves für einen "Faulpelz und Verhinderer" wie im Medienschulungs-Papier für Leserbriefe angeregt?

Puller: Franz Voves stellt sich öffentlich gegen beinahe jedes wichtige Projekt in der Steiermark, die steirische SPÖ stimmte im Nationalrat sogar gegen das so wichtige Semmeringbahntunnelprojekt. Derlei Beispiele gibt es unzählige. Vergleicht man die Regierungsanträge von Franz Voves mit jener von Landeshauptmann Klasnic oder auch Landeshauptmannstellvertreter Schöggl, sprechen die Zahlen Bände. Der Fleißigste ist er jedenfalls nicht.

derStandard.at: In Ihrer Medienschulung wurde zwar von Postings auf steiermark.orf.at und kleinezeitung.at gesprochen, nicht aber von derStandard.at. Warum nicht?

Puller: Das Papier ist wie gesagt nur eine lose Aufzählung von Diskussionspunkten, daher die nur beispielhafte Nennung der erwähnten zwei Medien. Schließlich handelt es sich weder um ein Konzept noch um einen Leitfaden.