Jetzt hat der aus Italien stammende Wahlwiener Elio Gervasi seine vor zwei Jahren entstandene Arbeit Fuga-ce in die Hände Guerins gelegt. Eine schlüssige Idee, findet sich doch bereits in der Musik von Johann Sebastian Bach, seiner Kunst der Fuge, der Kern dessen, was Gervasi und Guerin entwickeln wollen. Nacheinander setzen die Variationen eines starken Themas ein, bewegen sich selbstständig, aber in strengem formalem Bezug und weben so das Stück in seiner vollkommenen Einheit. Wie keiner anderen Form der Musik wohnt der Fuge die Selbstreflexion inne. Themen werden horizontal und vertikal gespiegelt, laufen vorwärts und rückwärts ineinander und aneinander vorbei.
Gervasi hat dieser Form bereits Körper gegeben. Vier in graue, fließende Kostüme gekleidete Tänzerinnen seiner Company interpretierten mit klassisch-modernem Bewegungsrepertoire energiegeladen die raumgreifende Musik. Stießen sich ab und zogen sich an auf einer dunklen, leeren Bühne. Allein, im Pas de deux, als Trio oder alle gemeinsam und dabei jeder für sich: Gleichförmig und doch individuell, einander beobachtend, beeinflussend und dennoch autark beanspruchte jede der Tänzerinnen ihren eigenen Raum, wie die Stimmen der Musik einander umwinden, ohne sich zu vermischen. Körperkontakt gab es nur in der Auseinandersetzung, wenn eine die andere umlenken wollte.
Neue Bahnen
Diese hochenergetische Choreografie haben Gervasi und Guerin nun in neue Bahnen gelenkt. Wie Bach die Stimmen der Musik sich aneinander spiegeln ließ, und Gervasi seine Tänzerinnen dazu in Bezug setzte, so wurde nun auch das Tanzstück mit einem neuen Einfluss variiert.