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Das Armstrong-Team Discovery Channel beim Training am freien Montag.

Foto: APA/AP/Trovati
Wien/Grenoble - Was macht ein Radprofi am Ruhetag der Tour de France? Radfahren natürlich. Nicht zu schnell, nicht zu weit, ohne großen Ehrgeiz, aber immerhin. Dazu kommen Schlafen und Essen, mit dem Teamchef plaudern und Er- oder Misserfolge verdauen. Manche verdauen nicht, etwa die Österreicher Bernhard Eisel und Peter Wrolich, obwohl sie je einen Podestplatz aus der ersten Tour-Woche nachzufeiern hätten.

Beide leiden jedoch seit Tagen unter Magenproblemen und freuen sich daher sicher besonders auf die kommenden drei Alpenetappen. "Auf den langen Distanzen ist es schwierig, wenn die Nahrung vom Körper nicht aufgenommen wird", so Wrolich. Quietschvergnügt ist von den Österreichern nur der Salzburger Gerrit Glomser, der auch schon dreimal unter die ersten zehn fahren konnte.

Ein Teufelskreis

Quietschvergnügt könnte vor den Ritten in den Alpen auch Georg Totschnig sein, schließlich ist der Tiroler ein gewandter Kletterer. Ihm sind normalerweise eher die jetzt zurückliegenden, nervösen Flachetappen ein Graus. Zünftig und stundenlang klettern ist aber nur dann so etwas wie ein perverser Spaß, wenn die Form stimmt. Und diesbezüglich hat Totschnig, der Gesamtsiebente des Vorjahres, am Ruhetag nichts zu lachen: "Es ist ein Teufelskreis. Die Form ist nicht besser geworden, wie ich es an den ersten Tagen erhofft hatte, da grübelt man viel und schläft auch nicht so gut wie normal."

Eine bei der Tour de Suisse eingefangene und in Frankreich aufgefrischte Erkältung behinderte den geplanten Formaufbau ziemlich. Jetzt leidet der 32-Jährige auch noch an Appetitlosigkeit. Per Blutuntersuchung wird nach einem Virus gefahndet, am Sonntag konnte Gerolsteiner-Teamchef Hans Michael Holczer Totschnig die Aufgabe ausreden. Schließlich hat Gerolsteiner mit Levy Leipheimer noch ein Eisen im Feuer, der US-Amerikaner, derzeit als 16. nur 4:49 Minuten hinter dem Gelben Trikot, kann jede Hilfe gebrauchen.

Totschnig ist mit 7:11 Minuten ohnehin weiter hinter dem Plan, der insgeheim einen Platz in Podestnähe vorsah. Also spricht Holczer mit Engelszungen und wider besseren Wissens: "Georg plagt sich, aber so schlecht ist seine Form auch wieder nicht." Wie Lance Armstrongs Form ist, darüber wird heftig spekuliert. Totschnig hat zumindest beim Team des siebenfachen Gesamtsiegers Bedenken: "Mir scheint, die sind nicht so stark ist wie in den vergangenen Jahren." Die Wahrheit liegt auf den Straßen der Alpen.

Etappe gekürzt

Die erste Alpenetappe nach Courchevel beginnt am Dienstag nicht in Grenoble sondern im 11,5 Kilometer entfernten Brignoud. Französische Landwirte hatten eine Blockade des Tour-Feldes angekündigt, um gegen das Jagdverbot der unter Naturschutz stehenden Wölfe zu protestieren. Die Wölfe greifen immer wieder die Schaf- und Kuhherden der Farmer an.

"Mit dem Kompromiss zeigen die Organisatoren der Tour de France ihre Solidarität mit der Landbevölkerung", hieß es am Montag in einem Statement der Farmer. Die Landwirte dürfen am Dienstag vor dem nach Brignoud verlegten Start demonstrieren. Die 10. Tour-Etappe in den 1.850 Meter hoch gelegenen Skiort Courchevel ist deshalb nur noch 181 statt 192,5 Kilometer lang.(ag, lü DER STANDARD Printausgabe 11. Juli 2005)