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Totschnig am Ruhetag.

Foto: APA/Egger
Grenoble - Skeptischer Blick, Sorgenfalten auf der Stirn. An der Körpersprache von Georg Totschnig am Ruhetag der Tour de France in Grenoble ist nichts zu merken von der Vorfreude eines Kletterspezialisten auf die kommenden Bergetappen. Der Gerolsteiner-Kapitän ist enttäuscht, dass er bei seinem erklärten Saisonhöhepunkt weit von der Topform entfernt ist. Die Hoffnung, den siebenten Gesamtrang des vergangenen Jahres sogar noch zu übertreffen, war beim Tiroler am Tag vor der Bergankunft in Courchevel am Dienstag gering.

Totschnig rangiert vor der entscheidenden Woche der Tour mit drei Alpen- und zwei Pyrenäen-Etappen 4:53 Minuten hinter Topfavorit Lance Armstrong. Es fällt ihm schwer, positive Gedanken zu fassen: "Es ist ein Teufelskreis. Die Form ist nicht besser geworden, wie ich es an den ersten Tagen erhofft hatte, da grübelt man viel und schläft auch nicht so gut wie normal", erklärte Totschnig, bevor er mit seinen Teamkollegen, u.a. dem Kärntner Peter Wrolich, zu einer zweistündigen Ausfahrt aufbrach.

Fehlende Regenerationsfähigkeit

Eine einwöchige Zwangspause wegen einer Erkältung nach der Tour de Suisse könnte die Arbeit eines ganzen Jahres zunichte gemacht haben. Fehlende Regenerationsfähigkeit und Appetitlosigkeit deuten zudem auf einen Virus hin, eine Blutuntersuchung sollte Klarheit bringen.

Wrolich, den Magenprobleme an den vergangenen vier Tagen viel Substanz gekostet haben, versucht als Zimmerkollege, Totschnigs Stimmung zu heben. "Dienstag ist der Tag der Wahrheit", erklärte der Etappen-Zweite von Tours. "Da sieht jeder, wo er wirklich steht." Wrolichs eigene Leistung war wegen der Verdauungsprobleme eingeschränkt. "Auf den langen Distanzen ist es schwierig, wenn die Nahrung vom Körper nicht aufgenommen wird." Mit Infusionen wäre alles leichter in den Griff zu bekommen, aber die sind bei der Tour verboten.

Attacken sind zu erwarten

Totschnig wäre auf der Etappe nach Courchevel regelmäßiges Tempo nur recht, er erwartet aber schon am ersten Berg viele Attacken, ehe sich am Ende ein Ausscheidungsrennen entwickeln wird. "Mir scheint, dass das Armstrong-Team nicht so stark ist wie in den vergangenen Jahren", sagte der Zillertaler. Daher sei Sechsfach-Sieger Lance Armstrong trotz eigener Topform nicht unantastbar.

Das Team Gerolsteiner wollte mit der Taktik einer Doppelspitze Totschnig/Levi Leipheimer operieren, doch die Dinge scheinen anders zu laufen. Für den US-Amerikaner klappte bisher alles programmgemäß, er darf weiter auf einen Top-Fünf-Platz hoffen. "Meine Form passt, jetzt beginnt das echte Rennen", sagte der Vorjahrs-Neunte.

Aufgabe überlegt

Teamchef Hans-Michael Holczer wollte auch im Fall Totschnigs, der am Sonntag sogar mit der Aufgabe spekuliert hatte, die Flinte nicht zu früh ins Korn werfen. "Georg plagt sich, das ist unbestritten. Aber er soll am Ruhetag den Kopf frei bekommen, so schlecht ist seine Form auch nicht", erklärte Holczer. Wenn der Tiroler aber nicht selbst vorne dabei sein könne, werde er sich in den Dienst Leipheimers stellen (müssen), stellte Holcer klar. Das sei so abgesprochen.(APA)