Leserin Alexandra S. hat zehn Jahre in den USA und in England gelebt, ehe sie vor einigen Monaten nach Österreich heimkehrte. Vieles an ihrer Heimat weiß sie erst jetzt zu schätzen: Die Dinge funktionieren hier. Es gibt noch kostbare Reste so genannter Sozialleistungen. Man kann sich etwa den sozialen Luxus leisten, krank zu sein. Man kann es sich sogar zumuten, auf ein Spital angewiesen zu sein. Man kann sich öffentlich schnell, bequem und frei bewegen.

Eines aber ist ihr bald aufgefallen, mehr noch, ja leider: aufgestoßen. Asylanten-, Rassen-, und Minderheitenprobleme gibt es da wie dort. Der Unterschied gegenüber britischen und amerikanischen Groß- und Kleinstädten, aber auch den ländlichen Gebieten: "Nirgendwo wird so unverblümt, offen, laut und aggressiv über Ausländer hergezogen wie in Österreich", sagt die Heimkehrerin.

Ja, Alexandra S. war eben zehn Jahre weg. Da hat sie doch glatt die Hochblüte der blauen Bürgernähe beim Verteufeln alles Fremden und Schüren von Ängsten versäumt, die immer wieder wahltaktisch rot unterstrichen und schwarz geduldet wurde. Von der Straße hallt noch heute schrill das Echo. Und darin steckt großes Wählerpotenzial. (DER STANDARD, Printausgabe, 11.07.2005)