Verstümmelte Leichen, ausgestochene Augen, abgeschnittene Ohren und abgehackte Köpfe, Massengräber, Folter, Demütigung. Eine Stunde lang zeigte der Film unter dem Titel "Wahrheit" Kriegsschauplätze in Slowenien, Kroatien und dem Kosovo, hauptsächlich aber in Bosnien und Herzegowina. Alle Opfer waren Serben. Die Täter waren "die anderen".

Die öffentliche Vorführung durch die ultranationalistische Serbische Radikale Partei (SRS) sollte die "serbische" Antwort auf den zehnten Jahrestag des Massakers in Srebrenica sein. Vier serbische TV-Sender zeigten den Film am Wochenende und schalteten sich live zur Veranstaltung im randvollen Belgrader Kongresszentrum Sava dazu. Der Patriarch der serbisch-orthodoxen Kirche, Pavle, saß in der ersten Reihe.

Der Film "Wahrheit" solle die "Hetzjagd" auf Serben beenden, sagte Vizeparteichef Tomislav Nikolic. Die Serben würden "alle" Verbrechen verurteilen, die serbische "Einzeltäter" begangen hätten, und mit dem Schmerz "aller" Opfer mitfühlen, sagte Nikolic. Doch man müsse der Welt zeigen, wie man "uns Serben monströs umbrachte, massakrierte und aus der Heimat vertrieb". Obwohl in Serbien niemand das Verbrechen in Srebrenica anzweifelt, haben weder das Parlament noch die Regierung das Massaker explizit verurteilt.

Auf der Kundgebung der Radikalen wurde ein Brief ihres wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagten Führers Vojislav Seselj vorgelesen, der im Gefängnis des Haager UN-Tribunals auf seinen Prozess wartet. Seselj warnte vor dem drohenden "Verlust" der Serbenrepublik in Bosnien und des Kosovo. (DER STANDARD, Printausgabe, 11.07.2005)