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Der Chef des UKH Salzburg, Primar Alois Karlbauer: "Was uns am meisten bedrückt ist, dass so etwas im eigentlich unzugänglichen Bereich passierte."

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Salzburg - Nach dem Doppelmordversuch im Salzburger Unfallkrankenhaus wurde nun eine Schwachstelle in der Intensivstation entschärft. Alle Wege dorthin seien nur mehr mit Personalschlüsseln möglich, erklärte der leitende Arzt Alois Karlbauer am Montag. Die beiden Opfer sind bereits in jenem stabilen Zustand, in dem sie sich vor der Schnitt-Attacke befunden hatten. Nachdem ein etwa 35- bis 40-jähriger Mann mit einem spitzen Gegenstand am Sonntag gegen 13.00 Uhr einem 31-jährigen Patienten aus der Steiermark und einem 71-jährigen Oberösterreicher massive Schnittverletzungen im Halsbereich zugefügt hatte, mussten die beiden notoperiert werden.

Bisher habe es über den Bereich der Nachsorgezimmer und Büros Wege in die Intensivstation gegeben, die nicht versperrt waren. Man musste nur die Türschnalle drücken. So hätte der Täter möglicherweise den normalen Weg umgehen und zu den Kojen der beiden Patienten gelangen können, zog Primar Karlbauer ein Szenario in Erwägung. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass der Unbekannte durch die automatische Schiebetüre in die Station hineingeschlüpft sei.

Videoüberwachung geplant

Zweifellos werde eine weitere Vorsichtsmaßnahme in Richtung Videoüberwachung im Behandlungsbereich gehen, sagte der UKH-Chef. Leider verzeichne das Krankenhaus generell ein zunehmendes Aggressionspotenzial bei Patienten und Angehörigen, "mit diesem Problem müssen wir uns schon länger herumschlagen". Abhilfe könnte beispielsweise der Einsatz von Pfeffersprays und eine direkte Alarmierung der Exekutive per Knopf schaffen, schlug Karlbauer vor.

Die Salzburger Landeskliniken reagieren auf die Überfälle auf der Intensivstation des Umfallkrankenhauses mit schärferen Besucherkontrollen: Außerhalb der Besuchszeiten können Angehörige und Besucher bis zur Klärung der Vorfälle nur mittels Anmeldung beim Portier in die Intensivbereiche gelangen. Krankenschwester geschockt

Jene Krankenschwester, die gestern, Sonntag, gegen 13.00 Uhr den 71-jährige Oberösterreicher und den 31-jährigen Grazer in ihren Betten stark blutend vorgefunden hatte, ist derzeit im Krankenstand und wird psychotherapeutisch betreut. Auch die Familie eines Opfers werde eine Betreuung in Anspruch nehmen, sagte der Leiter der Intensivstation, Primar Eckehard Funtan. Bisher seien noch keine Anschuldigungen seitens der Angehörigen gekommen.

Die beiden Männer befinden sich immer noch in künstlichem Tiefschlaf. "Ein Patient wird in den nächsten Tagen zum Aufwachen gebracht", so Funtan. Bei dem Zweiten sei das Ereignis verschoben worden. Den Patienten wurde während der Attacke "zu keiner Zeit der Tubus entfernt", stellte der Primar richtig. Der Alarm sei auf Grund der mangelnden Zufuhr von Beatmungsluft ausgelöst worden. Die Patienten hätten keinen Sauerstoffmangel erlitten. Über Folgeschäden durch die Sticheverletzungen gebe es keine Anhaltspunkte.

Keine Spur vom Täter

Noch keine Spur gab es am Montagvormittag vom Täter. Er verließ nach dem Anschlag das UKH und flüchtete in Richtung Dr.-Franz-Rehrl-Platz. Trotz sofort eingeleiteter Fahndung konnte der Unbekannte nicht gefasst werden.

Zwischen beiden Opfern gibt es keine Verbindung, denn der Oberösterreicher war vor fünf Tagen in seiner Garage abgestürzt, als er Holzscheite zusammenräumen wollte. Der Grazer war am Dopplersteig am Untersberg ausgerutscht und in den Rosittenbach gestürzt. Auch ein mögliches Motiv konnte noch nicht eruiert werden.

Der unbekannte Mann ist etwa 35 bis 40 Jahre alt, Mitteleuropäer. Er hat eine hagere Figur, schmales längliches Gesicht, fahle Gesichtsfarbe, unterhalb der Wangen leichte Pockennarbenansätze. Bekleidet war er mit dunkler Jacke, dunkler Haube bzw. Schirmkappe und trug einen dunkelblauen kleinen Rucksack mit roten Einsätzen an der Seite. Bisher sei eine Person auf Grund der Personenbeschreibung überprüft worden, als Täter aber dann ausgeschieden, sagte Rudolf Feichtinger von der Polizei.

Rätsel über Hintergründe

Die Polizei rätselt nach wie vor über die Hintergründe der Tat, die bisher einzigartig in Österreich gewesen sei, sagte Polizeimajor Gerhard Waltl. Als Tatwaffe kommt für Karlbauer ein "äußerst scharfer, glattwandiger Gegenstand wie ein Skalpell, Stanley-Messer oder eine Glasscherbe" in Frage. Dass sich der Unbekannte möglicherweise am Krankenhaus rächen wollte, sei eines "der nahe liegenden Dinge", so Karlbauer. "Wir haben uns die ganze Nacht über den Kopf zerbrochen und Ordner durchgesehen, sind aber zu keinem brauchbaren Ergebnis gekommen." Man könne sich vorstellen, dass das die Angehörigen sehr belaste. (APA)