London - Nach der Bombenserie von London fahndet die britsche Polizei laut einem Pressebericht nach einem Verdächtigen marokkanischer Herkunft. Mehrere europäische Polizeien und Nachrichtendienste seien um Informationen zu Mohammed al-Guerbouzi gebeten worden, der bereits in die Anschläge in Madrid im April 2004 und Casablanca im Mai 2003 verwickelt gewesen sei, berichtete die Tageszeitung "Daily Mail" am Samstag. Die britische Anfrage sei bereits am Donnerstag nur Stunden nach den Explosionen gestellt worden.

Al-Guerbouzi wird den Angaben zufolge verdächtigt, einer der Anführer der "Islamischen marokkanischen Kampfgruppe" (GICM) zu sein, zu der auch die Spuren der Anschläge von Madrid und Casablanca führen. Al-Guerbouzi lebt demnach seit den 80er Jahren mit seiner Frau und sechs Kindern in Großbritannien und erhielt auch die britische Staatsangehörigkeit. Laut "Daily Mail" soll er aus seiner Wohnung im Londoner Nordwesten verschwunden sein.

Gesuchter Marokkaner weist Beteiligung an Londoner

Ein Marokkaner, der in Medienberichten als Verdächtiger hinter den Bombenanschlägen von London genannt wurde, hat seine Unschuld beteuert. "Ich betone, dass ich mich nicht verstecke und nicht auf der Flucht bin und dass die britische Polizei mich nicht sucht, weil sie meine Adresse kennt und weiß, wo ich wohne", erklärte Mohammed al Guerbouzi in einem Beitrag des arabischen Senders Al Jazeera am Samstag.

Studiointerview

Guerbouzi wurde im Londoner Studio von Al Jazeera interviewt. Sein Gesicht war in dem Beitrag ausgeblendet, im Hintergrund war Big Ben zu sehen. Al Jazeera erklärte, Guerbouzi habe sich selbst gemeldet, um im Fernsehen seine Unschuld zu erklären.

Guerbouzi erklärte, er stecke entgegen den Berichten auch nicht hinter den Anschlägen in der spanischen Hauptstadt Madrid im vergangenen Jahr, für die die Extremisten-Organisation Al Kaida verantwortlich gemacht wird. Die britische Regierung vermutet Al Kaida auch hinter den Anschlägen in London. Bisher haben sich drei moslemische Extremisten-Gruppen zu den Anschlägen bekannt.

Marokko: London behinderte Verfolgung von Guerbouzi

Die marokkanischen Sicherheitsbehörden haben Großbritannien vorgeworfen, die Strafverfolgung des unter Verdacht geratenen Marokkaners Mohammed al-Guerbouzi in seinem Heimatland behindert zu haben. Marokko habe 2003 und 2004 von Großbritannien "mehrfach vergeblich die Auslieferung von Mohammed al-Guerbouzi verlangt", sagte ein Vertreter der marokkanischen Sicherheitsbehörden am Samstag der Nachrichtenagentur AFP in Rabat.

Die Weigerung Großbritanniens sei bedauerlich gewesen, weil zu zu einem Zeitpunkt kam, "als die marokkanischen Behörden Terroristen auf der Spur waren". Der Sicherheitsvertreter kritisierte, dass derartige Auslieferungsgesuche mit Verweis auf Menschenrechtserwägungen zurückgewiesen würden: "Manche westliche Kreise sehen in solchen Anfragen zur strafrechtlichen Verfolgung einen Angriff auf die Menschenrechte".

In Abwesenheit verurteilt

Im Dezember 2003 wurde Mohammed al-Guerbouzi von einem Gericht in Rabat in Abwesenheit zu 20 Jahren Haft verurteilt, weil das Gericht seine Verwicklung in die Selbstmordanschläge von Casablanca vom Mai 2003 als erwiesen ansah. Bei diesen Attentaten starben 45 Menschen.

Laut britischen Presseberichten wird Guerbouzi, der viele Jahre in Großbritannien lebte, von den Ermittlern wegen seiner möglichen Verwicklung in die Londoner Anschlagsserie vom Donnerstag gesucht. Guerbouzi gilt als einer der Anführer der "Islamischen marokkanischen Kampfgruppe" (GICM). (APA)