Am Donnerstag, 7.7., 20:00 spielt Schlagzeuger Bobby Previte mit Charly Hunter (Gitarre) und Greg Osby (Sax)

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(05242) 652 51

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eremitage.com

Foto: Eremitage

Schwaz - An der Wand neben der Bar, direkt über dem Eingang ins Küchenheiligtum, hängen sie, die kleinen Reliquienschreine: Saxofon-Rohrblätter, von ihren Spendern signiert, liebevoll in handgefertigte Holzkästchen eingefasst. Sie sind Teil der intimen Atmosphäre, die den Besucher umfängt, sobald er die Schwazer Eremitage betritt. Einen der ältesten österreichischen Jazzclubs, auf dessen behagliches Wohnzimmer-Klima Hausherr Leo Schendl durchaus stolz ist.

"Mit 70 Zuhörern und Zuhörerinnen ist das Lokal so voll, dass man für den Posaunisten mitunter den Kopf auf die Seite legen muss, damit er spielen kann", so der 55-Jährige. "Der hautnahe Kontakt schafft eine konzentrierte Atmosphäre. Weshalb die Musiker so gerne kommen - und bei Tourneen hier gleichsam ein paar Urlaubstage einlegen."

Tatsächlich ist erstaunlich, wie viele Stars, die anderswo große Hallen füllen, sich in der Eremitage heimisch fühlen: Gilberto Gil gibt sich hier aus Spaß schon mal ein Stelldichein. Chick Corea war als Barpianist zu erleben. Und Pat Metheny, der dem Etablissement auf seiner 1979er-LP New Chautauqua ein Stück gewidmet hat, zahlt sich schon einmal selbst den Flug aus Boston, um aufzutreten. Erst 2004 nannte Bill Frisell im New Yorker den in massiven mittelalterlichen Gemäuern residierenden Tiroler Club als Favoriten. Was neben dem Genius Loci auch auf die geografische Lage im Unterinntal zurückzuführen ist, durch das, so Schendl, "jeder irgendwann durch muss". Wie auch darauf, dass im benachbarten Rotholz eine der größten Agenturen für zeitgenössischen Jazz beheimatet ist, die ihre Musiker gerne in Schwaz Tourneelöcher "stopfen" lässt.

Für die Eremitage - mit 60.000 Euro Jahresbudget, davon knapp die Hälfte aus öffentlicher Hand, nicht eben üppig dotiert - bedeutet dies bei allen konzertanten Glücksmomenten auch eine Abhängigkeit in der Programmierung. Schendl, der den 1974 gegründeten Club seit 1977 musikalisch und seit 1981 auch als Gastronom "beseelt", verweist indessen darauf, dass auch Andreas Vitasek hier seit 20 Jahren seine Programme vorstellt, ehe er sie auf das Wiener Publikum loslässt.

"Ich sehe mich nicht als Institution innerhalb der Eremitage, ich sehe mich als temporärer Verwalter dieses Juwels", so Schendl über sich. "Es wäre schön, wenn es ein Anliegen von öffentlicher Seite wäre, das zu erhalten." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.7.2005)