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Aufgrund der neuen Erkenntnisse haben die Forscher ein Protein hergestellt, das zumindest bei Mäusen das Fortschreiten der Leberzirrhose verzögert.

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Bonn - Bonner Forscher haben ein Gen entdeckt, das darüber entscheidet, wie schnell eine Leberzirrhose entsteht. Mit Hilfe der Erkenntnisse habe die Gruppe ein Eiweißmolekül hergestellt, das die zur Leberzirrhose (Schrumpfleber) führende fortschreitende Vernarbung des Organs zumindest bei Mäusen verzögert, teilte die Universität Bonn am Dienstag mit.

Wie schnell eine Vernarbung der Leber voranschreitet, hängt einerseits vom Lebenswandel ab: Wer unter einer chronischen Hepatitis leidet und zudem noch regelmäßig Alkohol trinkt, erhöht sein Zirrhose-Risiko dramatisch. Es gibt aber auch Hinweise auf genetische Einflüsse. Welche Erbanlagen die Vernarbung begünstigen, war allerdings bisher unbekannt.

Die Ergebnisse des Teams der Universität Bonn und des Universitätsklinikums Aachen erscheinen in der August-Ausgabe der Fachzeitschrift "Nature Genetics". In Experimenten mit Mäusen identifizierten die Professoren Frank Lammert aus Bonn und Siegfried Matern vom Universitätsklinikum Aachen das für die unterschiedliche Vernarbungsgeschwindigkeit verantwortliche Gen, den so genannten Komplementfaktor 5 (C5).

Unerwünschte chronische Entzündung

"C5 ist ein Protein des angeborenen Immunsystems, das der Körper bei Krankheiten ausschüttet und das eine starke Entzündungsreaktion hervorruft", sagt Lammert. "In der Regel ist das auch gewünscht: Je stärker die Entzündung, desto besser gelingt es unserem Immunsystem in der Regel, mit Krankheitserregern fertig zu werden." Wenn der Infekt chronisch wird, kann eine starke Entzündungsreaktion jedoch auf die Dauer mehr Schaden anrichten, als sie nutzt.

Die Forscher haben ein Mini-Eiweiß konstruiert, das die C5- Andockstellen auf den Sternzellen der Leber blockiert. In Mäusen konnten sie so die Narbenbildung deutlich verlangsamen. Dieses Prinzip könnte sich eventuell auch auf Patienten mit Leberzirrhose und Vernarbungen anderer Organe wie der Lunge und der Niere übertragen lassen. (APA/dpa)