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Sali Berisha sprach bereits in den Abendstunden vor seinen Anhängern in Tirana.

Foto: REUTERS/ARBEN CELI
Tirana/Graz - Albaniens Wahlsieger Sali Berisha hat angekündigt, seine Demokratische Partei in eine Koalitionsregierung mit den Republikanern zu führen. Bei der Parlamentswahl hatte der frühere Staatspräsident seine Anhänger aufgefordert, der Kleinpartei ihre Stimme zu geben, um die Anzahl der Parlamentssitze so zu optimieren. Albanien werde künftig "von der jungen Generation" regiert, sagte der 60-Jährige.

Nach Auszählung von 97 der 100 Wahlkreise standen am Dienstagnachmittag 56 Kandidaten der Berisha-Partei als Sieger fest, 39 gingen an Sozialisten von der Partei des noch amtierenden Regierungschefs Fatos Nano. Ein Sitz ging an die Partei der griechischen Minderheit. Für die Sozialistische Bewegung für Integration, die sich als dritte Kraft hatte profilieren wollen, gewann nur deren Gründer, Ex-Premier Ilir Meta, seinen Wahlkreis im südalbanischen Himara.

Weitere 40 Sitze im 140-köpfigen "Kuvendi popullor" in Tirana werden so vergeben, dass sie die Härten des Mehrheitswahlrechts ausgleichen und auch kleineren Parteien eine Vertretung sichern. Beide große Parteien, Demokraten und Sozialisten, hatten deshalb ihre Wähler aufgefordert, mit der proportionalen Zweitstimme nicht sie, sondern mit ihnen verbündete Kleinparteien zu wählen.

Am besten schnitt in diesem proportionalen Segment mit gut 22 Prozent die mit Berishas Demokraten verbundene Republikanische Partei ab; sie erreichte elf Sitze. Auf die Liste der Partei von Ilir Meta entfielen nur 7,9 Prozent, was drei weiteren Parlamentssitzen entspricht. Was Berisha an Stimmen zur absoluten Mehrheit fehlt, entfällt auf weitere mit ihm verbündete Kleinparteien.

Ein amtliches Endergebnis wurde für den Abend erwartet. Beobachter in Tirana, unter ihnen der Schriftsteller Fatos Lubonja, zeigten sich von der Klarheit des Wahlausgangs überrascht und verbuchten das Ergebnis als Plebiszit gegen die Korruption.

Die schlechtesten Ergebnisse für die Sozialisten haben vor allem Minister und hohe Staatsbeamte eingefahren, die immer wieder der Vorteilsnahme bezichtigt worden sind, unter ihnen der reiche Finanzminister Anastas Angjeli, Landwirtschaftsminister Agron Duka sowie der Direktor der staatlichen Elektrizitätsgesellschaft, Andis Harasani. (Norbert Mappes-Niediek/DER STANDARD, Printausgabe, 6.7.2005)