Linz – Es war einer der größten Polizeieinsätze in Linz seit Langem. 55 Beamte rückten Samstag um 4 Uhr in die Altstadt aus, um eine Massenschlägerei zu beenden. „Es war ein glücklicher Zufall, dass so wenig passiert ist“, hieß es am Montag. Denn die Situation sei „kritisch“ gewesen.

Problemviertel

Sicherheitstechnisch betrachtet zählt die Kneipenszene in der Altstadt schon seit Jahren zu dem Problemviertel in der Linzer Innenstadt. 1988 wurde dort ein Sportredakteur ermordet, 1992 trampelten Fußballrowdys einen Polizisten zu Tode. Rivalisierende Jugendgangs lieferten sich nachts Messerstechereien. Die Polizei und die Stadt Linz waren gefordert. Mithilfe von Streetworkern und so genannten Jugendkontaktbeamten der Polizei gelang es, die Situation wieder in den Griff zu bekommen.

Was dann folgte, beschreibt der Linzer Polizeidirektor Walter Widholm so: „Die Altstadt war jahrelang tot.“ Jetzt, nachdem das Leben (in die Lokale) zurückgekehrt ist, tauchen auch die Probleme wieder auf. Erneut sorgen rivalisierende Gruppen, laut Widholm vor allem „unterschiedlicher Ethnien“, aber auch polizeibekannte Schlägertrupps nachts in der Altstadt für Unfrieden. An diesem Wochenende endete eine handfeste Auseinandersetzung zwischen einem Afrikaner und einem Linzer in einer Massenschlägerei.

Ursache: Alkohol

„Schuld“ an der Eskalation sei auch der Alkohol gewesen, wie die Exekutive feststellte. Hundert Personen haben teils unkoordiniert aufeinander eingedroschen. Die Anwesenheit der Uniformierten habe die Stimmung noch mehr aufgeheizt. So entschied sich die Polizei „ zum Rückzug, nicht zur Flucht“ wie sie ausdrücklich betonte. Die vergleichsweise harmlose Bilanz: zwei leicht verletzte Polizisten und fünf Festnahmen.

Erneut sehen sich jetzt Polizei und Stadt Linz aufgerufen, Maßnahmen zu setzen, um künftig noch Schlimmeres zu verhindern. Gemeinsam präsentierten sie am Montag ein „Fünf-Punkte-Programm“ zur Sicherung der Altstadt. An Wochenenden soll es Schwerpunktkontrollen geben. Außerdem werden Lokale, in deren Umfeld es wiederholt zu Schlägereien gekommen sei, zusätzlich kontrolliert. Weiters sollen Frequenz- und Gefahrenanalysen durchgeführt werden. Bei Zwischenfällen soll die Cobra schneller zum Einsatz kommen. An manchen Aktionen werden außer der Polizei auch Vertreter des Magistrates als Gewerbeaufsicht und des Menschenrechtsbeirates teilnehmen.

Angst im Dunkeln

Nicht nur für die Freiheitlichen, auch für die ÖVP ist dieses Programm zu wenig. Die FPÖ werde eine „Bürgerinitiative zur Wiederherstellung der Sicherheit in Linz“ gründen. Und die Volkspartei präsentierteneine Umfrage, wonach sich in Linz bereits „46 Prozent der Bevölkerung im Dunkeln“ nicht mehr sicher fühlen. Nachdem sich laut Polizeiangaben vor allem nach 3 Uhr die Zwischenfälle mit alkoholisierten Randalierern mehren, will die ÖVP, dass in der Altstadt die Sperrstunde vorverlegt wird. Die ebenfalls geforderte Videoüberwachung werde kommen, kündigte Widholm an. (ker, DER STANDARD Printausgabe, 05.07.2005)