Ex-Präsident Sali Berisha (im Bild) will seinen sozialistischen Gegner Fatos Nano als Premierminister in Tirana ablösen.

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Fatos Nano

Foto: REUTERS/Hazir Reka
Tirana/Graz - Albanien steht vor einem Machtwechsel: Nach Auszählung von 77 der 100 Wahlkreise deutete sich am Montag an, dass bei der Wahl am Vortag die bisher oppositionelle Demokratische Partei des Ex-Präsidenten Sali Berisha die absolute Mehrheit sowohl der Stimmen als auch der Parlamentssitze gewonnen hat. Berisha sprach von einem "überzeugenden Sieg". Dennoch sei Bescheidenheit das Gebot der Stunde.

Der Anführer der unterlegenen Sozialisten, Premier Fatos Nano, sprach angesichts des überwiegend ruhigen Wahlverlaufs von einem "großen Sieg für alle Albaner", äußerte sich aber nicht zum Ergebnis.

Wahlbeteiligung

Von den 140 Sitzen im Parlament werden 100 nach dem Mehrheitswahlrecht vergeben, weitere 40 entfallen auf Parteilisten und werden so vergeben, dass sie die Zusammensetzung des Parlaments den proportionalen Stimmverhältnissen angleichen. In 48 der 77 ausgezählten Wahlkreise gewannen die Demokraten, in 29 die Sozialisten.

Die Beteiligung lag bei 56 Prozent; 400.000 bisherige Nichtwähler gingen zu den Urnen und wählten nach ersten Schätzungen zum größten Teil die Berisha-Demokraten.

Antwort auf Korruption

In Tirana wird das Ergebnis als Antwort auf die Korruption der sozialistischen Regierung unter Nano gewertet. Programmatische Unterschiede zwischen den Parteien in Albanien sind so gut wie nicht auszumachen: Sie unterscheiden sich vorwiegend durch die Nähe zu bestimmten Familien. Nano etwa ist mit der mächtigen Koka-Familie aus Durres verbunden, die in der Hafenstadt den Bürgermeister stellt.Die Demokraten dagegen verfügen über starke Bastionen im Norden des Landes rund um Shkoder. (Norbert Mappes-Niediek/DER STANDARD, Printausgabe, 5.7.2005)