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"Gendered Data Mapping" erforderte zuerst Fischen in den Tiefen österreichischer Datensammlungen.
Foto: REUTERS/SUKREE SUKPLANG
Eine Google-Befragung zum Begriff "Feminismus" ergibt innerhalb von wenigen Sekunden 29.800 Hits auf österreichischen Seiten. Eine noch beeindruckendere Zahl findet die Suchmaschine für das Wort Geschlecht: Hier sind es 402.000 Seiten, die in einer wie auch immer gearteten Weise von Geschlecht handeln.

Natürlich kann anhand einer solchen Auflistung nichts darüber gesagt werden, welchen Stellenwert "Geschlechter-Wissen" in Österreich hat. Schließlich sagt diese Zahl nichts über Bedeutung und Nutzung dieses Wortes aus. Und doch wäre es interessant, wie viele Datensammlung sich in Österreich zum Beispiel als feministische Datenquellen verstehen.

Gendamap

Mit solchen und anderen Fragen beschäftigte sich das Projekt "Gendered Data Mapping" ("Gendamap") des Referats Genderforschung an der Universität Wien, das vergangene Woche der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Ziel von Gendamap war es, die Datenlandschaft österreichischer Frauen- und Geschlechterforschung zu kartographieren und miteinander zu vernetzen. Von den über 400 erhobenen Stellen, die sich in irgendeiner Form zum Thema Geschlecht befassten, war das Projekt-Team zunächst überrascht, 123 Datensammlungen flossen schließlich in die Analyse ein. Dabei ergab die Untersuchung, dass sich 62 Prozent mit Frauenthemen beschäftigen, der geringere Anteil nahm sich explizitem Männer-Wissen an.

Geschlechter-Wissen

Dem Projekt sollte kein allzu einengender Begriff von Geschlechterwissen zugrunde liegen. So umfasste die Studie neben Bibliotheken und Forschungszentren auch Beratungsstellen, (Online-)Medien und religiöse Einrichtungen, wobei die ideologische Stoßrichtung nicht von Bedeutung sein sollte. Den Problemen, die eine solch breite Herangehensweise mit sich bringt, ist sich Therese Garstenauer durchaus bewusst: "Man muss sehr aufpassen, dass einer der Forschungsgegenstand nicht abhanden kommt", erklärt sie für das Gendamap-Projektteam im Gespräch mit dieStandard.at. Geschlechter-Wissen zeichnet sich schließlich nicht nur dadurch aus, dass Geschlecht explizit erwähnt wird. Immerhin schätzten 70 Prozent der Befragten ihre Datensammlungen als "feministisch" ein.

Zugang gering

Herausgefunden hat Gendamap außerdem, dass die Weitergabe von Wissen keine ausdrückliche Anforderung an Datensammlungen ist. Lediglich 20 Prozent der Befragten stellen ihre Datensammlungen auch der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Den spezifischen Nutzen von Gendamap für die Genderstudies in Österreich sieht Garstenauer in der Schaffung eines umfassenden Überblicks über Ausmaß, Art und Verteilung von Datensammlungen. "Ein Effekt ist hoffentlich auch eine Anregung zu mehr Vernetzung: es gibt durch diese Studie mehr Wissen über Vorhandensein von Sammlungen, aber auch über die Bedingungen und Schwierigkeiten von Dokumentation, Aktualisierung, Nutzung und Vernetzung." Gendamap verweist in diesem Zusammenhang auch auf bereits existierende Initiativen: So arbeitet der Verein Frida seit Jahren daran, frauenspezifische Informations- und Dokumentationseinrichtungen in Österreich zu vernetzen.

Die erhobenen Daten von Gendamap stehen künftig auch für Anfragen von außerhalb zur Verfügung. Ein guter Überblick über die Ergebnisse der Studie bietet außerdem die Homepage des Referats Genderforschung (siehe linke Seite). (freu)