Peking - Tausende Bauern haben im Süden Chinas in den vergangenen Tagen gegen die Enteignung ihrer Grundstücke protestiert, die für den Bau von Industrieanlagen genutzt werden sollen. Wie Maggie Hu von der Menschenrechtsorganisation Empowerment and Rights Institute am Sonntag mitteilte, begannen die Proteste in der Provinz Guandong am Donnerstag und dauerten bis Samstag an.

Die Bauern hätten zunächst versucht, Bulldozer am Bearbeiten einer 670 Hektar großen Fläche nahe des Dorfes Sanshangang zu hindern. Vier Menschen seien festgenommen worden. Am Samstag hätten sich bis zum Abend mehrere tausend Menschen vor dem Gebäude der Sicherheitskräfte versammelt, um die Freilassung der Verhafteten zu fordern. Es sei zu Zusammenstößen mit den rund 600 Polizisten gekommen.

Eine Demonstrantin wurde laut Hu von Polizisten mit Schlagstöcken verprügelt mit Füßen getreten. Der US-Fotograf Scott Gorman sei vorübergehend festgenommen worden. Die Polizei in Sanshangang und im übergeordneten Bezirk Nanhai wollte sich zu den Vorfällen nicht äußern.

Enteignung von 7000 Bauern

Auslöser für die Demonstrationen war die Enteignung von rund 7000 Bauern. Diese gehen auf Blanko-Verträge zurück, die die Bürgermeister der betroffenen Dörfer 1992 mit den Behörden unterschrieben hatten. Die Bürgermeister hatten nach Angaben des Menschenrechtsinstituts damals Belohnungen eingesteckt.

Die Provinz Guangdong ist eine wichtige Industrieregion in China. In Fabriken werden dort von billigen Arbeitskräften vor allem Exportprodukte hergestellt. Durch die Industrie wurden die Grundstückspreise in der Gegend in die Höhe getrieben.

In China gibt es immer häufiger Proteste gegen Enteignungen oder Machtmissbrauch durch Beamte. Mit der zunehmenden Industrialisierung des Landes ist die Kluft zwischen Armen und Reichen in dem Land gewachsen; die Unzufriedenheit mit dem System wächst. (APA)