Berlin - Der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder und US-Präsident George W. Bush lehnen nach "Spiegel"-Informationen die von Großbritannien geplante milliardenteure Afrika-Hilfe ab. Wie das Nachrichtenmagazin am Samstag vorab berichtete, stoßen die Vorschläge zur Finanzierung der Initiative des britischen Premierministers Tony Blair auf Widerstand in Berlin und Washington. Dies wollten Schröder und Bush auf dem G-8-Gipfel der führenden Industriestaaten nächste Woche in Schottland deutlich machen.

Nach den Vorstellungen Blairs sollen die G-8-Staaten die Entwicklungshilfe für Afrika in den nächsten fünf Jahren auf 50 Milliarden Dollar (41,4 Mrd. Euro) pro Jahr verdoppeln. Laut "Spiegel" lehnt die deutsche Bundesregierung es ab, den auf 2,5 Milliarden Dollar geschätzten deutschen Anteil aus dem Budget zu bezahlen. In den Vorgesprächen habe Berlin auch die Londoner Idee verworfen, mit Hilfe britischer Banken eine Anleihe aufzulegen. "Wir zahlen die Zinsen, und britische Bankhäuser kassieren satte Provisionen. Da machen wir nicht mit", zitierte das Magazin einen namentlich nicht genannten Kanzler-Berater.

Gemeinsam wehren sich Schröder und Bush demnach dagegen, Blairs Projekt mit einem Zuschlag auf Flugtickets zu finanzieren. Schröder halte eine Verteuerung um fünf Euro für innereuropäische Flüge für nicht vertretbar, und Bush wolle den US-Airlines keinen Aufschlag von zehn Euro für Interkontinentalflüge zumuten.

Regierungssprecher dementiert "Spiegel"-Bericht

Die deutsche Bundesregierung weist einen "Spiegel"-Vorabbericht entschieden zurück, in dem es heißt, dass der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder beim bevorstehenden G-8-Gipfel in Gleneagles (Schottland) die Afrika-Pläne des britischen Premierministers Tony Blair torpedieren und die von Großbritannien geplante milliardenteure Hilfe ablehnen wolle. Berlin nehme das Thema Afrika "sehr ernst", wie der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg in einer Aussendung mitteilte.

Schröder habe während der G-8-Vorbereitungstreffen in dieser Frage eine konstruktive Haltung eingenommen und werde dies auch in Gleneagles tun. Dort soll nach Ansicht der deutschen Bundesregierung außer dem Thema Afrika auch über aktuelle Themen der Weltwirtschaft, insbesondere über die Entwicklung des Ölpreises, gesprochen werden, so Steg weiter.

(APA/AP)