Innsbruck – Es war zunächst eine fast übliche Personenkontrolle. Er, ein Marokkaner, jetzt angeklagt, dunkelhäutig, klein, eher schmächtig. Sie – wie die Polizei bald feststellte – Innsbruckerin, seine Frau. In der Nähe des Rapoldiparks wurden sie angehalten, am Sonntag, dem 5. Juni – der Standard berichtete.

Donnerstagnachmittag, nach erst drei Wochen, die Hauptverhandlung: Widerstand gegen die Staatsgewalt und schwere Körperverletzung. „Nicht schuldig“, sieht sich Angeklagter M. „Ich hab vermutet, dass beide der Drogenszene angehören“, sagt einer der Polizisten. Nahe liegend für ihn, in Parknähe: Dort ist die Szene, stadtbekannt, dank Berichterstattung. Die beiden seien von Anfang an „widerwillig“ gewesen, sagt ein Beamter. Die Ehefrau schildert einen Wortwechsel: „Was musst du den heiraten, du blöde Sau“, habe ein Polizist ihr gesagt. Darauf sie: „Ich sag Ihnen auch nicht, wen sie heiraten sollen“.

Revierinspektor Z., 28, schildert, er habe den Pass zurückgeben wollen. Daraufhin habe „die Person“, M., die Hand zurückgezogen. Der Pass sei zu Boden gefallen, M. habe ihn mit dem linken Fuß weggekickt und zu zwei, drei „gezielten Schlägen“ angesetzt. M. habe „getreten, gebissen, gespuckt, war sehr aktiv“, zwei weitere Beamte hätten geholfen, aber „unsere Körperkraft hat nicht ausgereicht“. Deshalb der Pfefferspray, um „ihn zu beruhigen“.

Kollege L., 22, und Kollege K., 28, sagen fast dasselbe. M.s Frau sah anderes. Einen Beamten etwa, der den Pass bei der Rückgabe fallen ließ und sagte: „Das ist dein erstes und letztes Visum.“ „Mein Mann ist schon so oft kontrolliert worden, seit er da ist, seit einem Jahr“, schildert sie. M. selber sagt, er habe sich nicht gewehrt. Aber wieso, will der Richter von ihm wissen, haben dann fünf Polizisten Hand angelegt? „Ich weiß es nicht.“ Weitere Zeugen werden beantragt. (Benedikt Sauer, DER STANDARD Printausgabe, 02./03.07.2005)