Wien - Die Arbeitslosigkeit steigt weiter. Der Bestand an vorgemerkten arbeitslosen Personen lag per Ende Juni 2005 mit 211.310 Personen um 8.523 bzw. 4,2 Prozent über dem vergleichbaren Wert des Vorjahres. Dies gab das Wirtschaftsministerium in einer Aussendung bekannt.

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit ist bei Frauen mit 5,9 Prozent (auf insgesamt 99.671) erneut stärker ausgefallen als bei den Männern (+2,8 Prozent auf 111.639). Gegenüber dem Vormonat ist die Arbeitslosigkeit saisonbedingt um 5,4 Prozent zurückgegangen, das entspricht 12.042 weniger Arbeitslosen.

Nationale Arbeitslosenquote bei 6,1 Prozent

Die Arbeitslosenquote (nationale Berechnung) lag im Juni bei 6,1 Prozent, teilte das Arbeitsmarktservice (AMS) am Freitag mit. Damit hat sich die Quote gegenüber dem Mai 2005 um 0,4 Prozentpunkte verringert, gleichzeitig wurde aber der höchste Wert seit 1998 erreicht. Gegenüber dem Vorjahresmonat erhöhte sich die nationale Arbeitslosenquote um 0,2 Prozentpunkte.

Die EU-Quote lag im Juni bei 4,7 Prozent (vorläufiger Wert), ein Zuwachs von 0,2 Prozentpunkten gegenüber Juni 2004. Gegenüber dem Vormonat Mai stieg die EU-Quote um 0,1 Prozentpunkt.

Als Ursachen für den hohen Anstieg gegenüber dem Vorjahreswert nennt das Ministerium die verhaltene konjunkturelle Entwicklung, die sich auch an der heute zurückgenommen Wirtschaftsprognose von Wifo und IHS ablesen lasse (siehe Artikel "Wifo und IHS senken BIP-Prognosen"), weiters den Beschäftigungsrückgang in der Sachgütererzeugung, die weiterhin hohe Arbeitslosigkeit im Tourismus und generell den weiteren Anstieg des Arbeitskräftepotenzials sowie im Speziellen den anhaltenden Zustrom von Arbeitskräften aus Deutschland.

Stärkste Zunahme in Vorarlberg

Regional betrachtet ist die Arbeitslosigkeit Ende Juni 2005 mit Ausnahme von Wien in allen anderen Bundesländern durchwegs ansteigend. In Wien sei die Abnahme von 2,3 Prozent nach wie vor auf einen deutlichen Anstieg bei den Schulungsteilnehmern des Arbeitsmarktservice zurückzuführen, so das Ministerium. Im Vergleich zum Vorjahr seien in Wien um 4.854 Personen mehr in Schulung, das entspreche einem Plus von 38,7 Prozent. Österreichweit sei die Anzahl der Schulungsteilnehmer um 18,4 Prozent gestiegen.

Die stärkste Zunahme an vorgemerkten Arbeitslosen verzeichnet Vorarlberg (+15,3%) gefolgt von Tirol (+11,1%), der Steiermark (+9,9%), Oberösterreich (+8,4%), Kärnten (+7,8%), dem Burgenland (+6,4%), Niederösterreich (+5,7%) und Salzburg (+5,2%).

Weitere Verschärfung bei Jugendlichen

Stark gestiegen ist neuerlich die Jugendarbeitslosigkeit. Gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres haben die Vormerkungen im Juni 2005 um 11,6 Prozent zugenommen, dies entspricht 3.566 Jugendlichen. In der Altersgruppe der bis 19-Jährigen ist die Arbeitslosigkeit mit plus 8,7 Prozent schwächer angestiegen als bei den 20- bis 24-Jährigen (+12,6%).

Zugenommen hat auch die Zahl der Lehrstellensuchenden, und zwar um 23,8 Prozent auf 4.282 Personen. Dem steht eine weiterhin sinkende Zahl an gemeldeten offenen Lehrstellen gegenüber (-1,8% auf 2.230). Somit ergebe sich ein Lehrstellenandrang von 1,9 Suchenden pro offener Stelle, heißt es in der Aussendung weiter.

Starker Anstieg im Tourismus

Die Arbeitslosigkeit der über 49-Jährigen ist mit 40.241 im Vergleich zum Juni 2004 praktisch gleich geblieben, allerdings ist die Arbeitslosigkeit in der Altersgruppe der 50- bis 54-Jährigen wie in den Vormonaten weiter gestiegen (plus drei Prozent), während sie bei den 55- bis 59-Jährigen um 2,4 Prozent erneut gesunken ist. Weiterhin Rückgängig ist auch die Arbeitslosigkeit bei den über 59-Jährigen (-3,4%), so das Ministerium.

Nach Branchen betrachtet ist die Zahl der vorgemerkten Personen im Bauwesen wie im Vormonat rückläufig (-0,9%), auch in der Öffentlichen Verwaltung sei eine Abnahme festzustellen (-2,9%). Mehr Jobsuchende gebe es jedoch insbesondere im Tourismus (+7,1%), bei den unternehmensbezogenen Dienstleistungen (+5,8%), in der Sachgütererzeugung (+2,5%), bei den sonstigen Dienstleistungen (+7,0%), im Verkehrs- und Nachrichtenwesen (+6,1%), beim Handel (+1,9%) und im Gesundheits- und Sozialwesen (+6,3%) zu verzeichnen.

Plus von zehn Prozent bei Personen ohne Schulabschluss

Nach Ausbildung betrachtet sei per Ende Juni 2005 bei den vorgemerkten Arbeitslosen mit höherer Schulbildung (+1,7%) sowie mit Lehrausbildung (+1,2%) ein unterdurchschnittlicher, bei vorgemerkten Arbeitslosen mit akademischer Ausbildung (+3,4%) sowie mit mittlerer schulischer Ausbildung (+4,9%) ein annähernd durchschnittlicher Anstieg zu konstatieren. Starke Zuwächse gibt es hier weiterhin bei der Gruppe ohne abgeschlossener Schulbildung (+10,4%) und bei Personen mit Pflichtschulabschluss (+6,3%). (red)