Auf der Insel findet man sie in jedem gut sortierten Ladenregal, die Ökokekse der Duchy of Cornwall. Dezent verpackt, neben biologisch unbedenklichem Pflaumenmus und kerngesunder Zitronenmarmelade, fallen sie schnell ins geneigte Kundenauge. Und dass es Prinz Charles ist, der das Gebäck herstellen lässt, stellen die Reklameprofis beim Werbefeldzug geschickt in den Vordergrund.

Weniger bekannt ist, was der Thronerbe an EU-Subventionen für seine Ländereien einstreicht, für Schafweiden, Rapsfelder und Obstplantagen, die sich übrigens nicht eng an die Grenzen der südwestenglischen Grafschaft Cornwall halten, sondern beispielsweise auch in Devon und Somerset liegen. Im Finanzjahr 2003/04, das im April begann und im März endete, das aktuellste Jahr, für das eine Statistik vorliegt, kassierte Camillas Ehemann exakt 134.938 Pfund Sterling. Das waren, nach heutigem Kurs, 202.975 Euro

Nicht schlecht für den künftigen König eines Landes, dessen Premierminister den Eindruck erweckt, als wäre die europäische Agrarpolitik gefährlicher als die Rinderpest. Das Ökogut Highgrove, wo der Exzentriker Charles liebevoll zu den Pflanzen spricht, ist da noch gar nicht eingerechnet. Dafür gab's Extrageld, 136.172 Euro aus Brüsseler Töpfen. Ein hübsches Sümmchen, doch nur ein Klacks im Vergleich zu dem, was seine Mutter bekommt.

Allein für ihr Gut Sandringham, bekannt durch königliche Weihnachtsfeiern und die Jagd auf Fasane, erhielt Elizabeth II binnen zwölf Monaten 600.842 Euro. Eine zweite Farm der Royals, in den Themse-Auen rings um Schloss Windsor gelegen, brachte der Regentin zusätzliche 220.302 Euro ein.

Das alles wäre noch hinterm Schleier des Staatsgeheimnisses verborgen, hätte das britische Parlament nicht jüngst per "Freedom of Information Act" beschlossen, dass die Öffentlichkeit ein Anrecht auf brisante Informationen dieser Art hat. Es sind endlose Listen, die eine Behörde in Reading bei London, spezialisiert auf Agrarsubventionen, auf Anfrage gern zuschickt.

Je größer, desto mehr

Da die größten Landbesitzer am stärksten von den Europa-Schecks profitieren, lesen sich die akribisch geführten Excel-Tabellen so, als hätte der Adelsverlag Debrett's sie zusammengestellt - ein Who's who der Highsociety.

Weit vorn unter den EU-Nutznießern rangieren uralte Namen, der Duke of Marlborough (769.306 Euro) etwa, der Duke of Westminster (674.597 Euro) oder der Earl of Plymouth (690.691 Euro). Bei Marlborough, dies nur nebenbei, fällt den meisten Engländern zuerst der Kriegspremier Winston Churchill ein, einer der Söhne der berühmten Familie. Als Zweites denken sie an die Schlacht von Blenheim, eine Verballhornung von Blindheim, einem Weiler bei Höchstädt. Dort zwang John Churchill, der erste Duke, anno 1704 im spanischen Erbfolgekrieg zusammen mit den Österreichern die Franzosen und Bayern in die Knie.

Was mit dem Namen Marlborough gewiss nicht assoziiert wird, ist eine Verbindung zu Brüssel, eine Vokabel, die in englischen Boulevardblättern wie ein übles Schimpfwort klingt. Vielmehr gilt Blenheim Palace, das prunkvolle Familienschloss in den welligen Wiesen von Oxfordshire, euroskeptischen Inselpatrioten als heiliger Wallfahrtsort.

Der Herzog von Westminster wiederum kann sich rühmen, zweitreichster Brite zu sein. Sein Vermögen wird auf 7,5 Milliarden Euro geschätzt, was der Blaublütige in erster Linie seinem vielstelligen Erbe verdankt. Seine Urväter erwarben lukrative Parzellen im Londoner Westen, in heutigen Nobelvierteln wie Belgravia, Mayfair und Pimlico, die dem Urenkel mit Blick auf rasant gestiegene Immobilienpreise immer sattere Einnahmen bescheren. Seine Grosvenor Farms Ltd., ein Landwirtschaftsbetrieb in der Nähe von Chester, wird, wenn überhaupt, nur am Rande erwähnt, wenn es ums Imperium derer von Westminster geht. (DER STANDARD, Printausgabe, 29.6.2005)