Santiago de Compostela - Spaniens konservative Volkspartei (PP) hat ihre bisherige Hochburg Galicien im Nordwesten des Landes verloren. Die Auszählung der Briefwahlstimmen bestätigte in der Nacht auf Dienstag den knappen Sieg der Sozialisten und des Blocks der Galicischen Nationalisten (BNG) bei der Regionalwahl vor mehr als einer Woche.

Damit geht in Galicien eine Ära zu Ende. Der 82-jährige Regionalpräsident Manuel Fraga, der schon unter dem 1975 verstorbenen spanischen Diktator Francisco Franco Minister war, hatte die Region 16 Jahre lang mit absoluter Mehrheit regiert.

Die PP konnte zwar mit Auslandswählern Boden gut machen, errang aber um wenige Tausend Stimmen nicht das entscheidende 38. Mandat, um ihre absolute Mehrheit im 75-köpfigen Regionalparlament zu behalten. Die PP hat nun 37 Mandate. Die PSOE gewann 25 und der BNG 13 Mandate. Die beiden bisherigen Oppositionsparteien hatten bereits vor der Wahl angekündigt, eine Koalition bilden zu wollen. Neuer Regionalpräsident dürfte der Sozialist Emilio Perez Tourino werden.

Der Ausgang der Wahl war so knapp gewesen, dass die Stimmen der 300.000 im Ausland lebenden Galicier über den Wahlsieger entschieden. Da diese Stimmen zu einem großen Teil aus Lateinamerika nach Europa transportiert werden mussten, wurden sie erst gut eine Woche nach der Wahl ausgezählt.

Die Niederlage des "politischen Dinosauriers" und PP-Ehrenvorsitzenden Fraga dürfte nicht ohne Auswirkungen auf die spanische Innenpolitik bleiben. Innerhalb der oppositionellen Volkspartei dürfte sich nun der Ruf nach einer Ablöse von Parteichef Mariano Rajoy lauter werden. Unter dem gebürtigen Galicier haben die siegesgewohnten Konservativen bereits die vierte Wahl innerhalb von 15 Monaten verloren, nach der spanischen Parlamentswahl, der Europawahl und der baskischen Regionalwahl.

Die Sozialisten von Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero dürfen sich dagegen durch die Einnahme der rechten Hochburg Galicien in ihrer betont liberalen Politik bestätigt sehen. Mit Maßnahmen wie der Einführung der Homosexuellen-Ehe hatten sie sich jüngst den Groll des konservativen Lagers und der katholischen Kirche eingehandelt. Bis 2007 steht nun in Spanien keine Wahl mehr an.

Galicien ist eine von drei spanischen Regionen mit besonderem Autonomiestatut. Die separatistischen Tendenzen sind in der Region nördlich von Portugal aber weniger stark ausgeprägt als im Baskenland oder Katalonien. Die Galicier sprechen eine eigene Sprache, die eng mit dem Portugiesischen verwandt ist. Die von 2,5 Millionen Menschen bewohnte Region galt im Mittelalter als Ende der Welt ("Finisterre"), wegen der ärmlichen Lebensumstände und ihrer exponierten Lage brachte die Region viele Seefahrer und Emigranten hervor. Viele von ihnen leben in Südamerika. So ist der kubanische Diktator Fidel Castro ist ein Nachfahre von galicischen Einwanderern. Der frühere spanische Diktator General Francisco Franco stammt ebenfalls aus Galicien. (APA/dpa)