Wimbledon - Einmal muss Schluss sein, sagte sich Alan Mills, also wirkt der 69-Jährige heuer zum letzten Mal als Oberschiedsrichter in Wimbledon. Die, die ihn nicht persönlich kennen, werden ihn auch nicht vermissen. Denn sie kennen den grau melierten Sir nur als jenen Mann, der bei Regen das sportliche Treiben auf den Plätzen unterbricht. Mit Funkgerät bewaffnet befiehlt und leitet Mills dann das Abdecken des Rasens durch blaue Planen. 22 Jahre oblag ihm diese Pflicht, "Rainman" oder "Herr der Planen" haben sie ihn deshalb auch genannt.

Sicher ganz andere Namen gab ihm John McEnroe bei ungezählten Kontroversen, wenn die Stuhlschiedsrichter nicht mehr wussten, wie sie des US-Flegels und dreifachen Wimbledon-Siegers Herr werden sollten. Was da zwischen ihm und "Big Mac" so besprochen wurde, verrät Mills in seiner dieser Tage erscheinenden Autobiografie mit dem doppeldeutigen Titel "Lifting the Covers". "Ich war ein großer Fan seines Tennis. Es ist schade, dass man sich an ihn wegen seines schlechten Images erinnern wird. Persönlich sind wir sehr gut miteinander ausgekommen", sagt Mills heute über McEnroe. Der hat ihm ein Exemplar seiner mit "Serious" betitelten Biografie samt Widmung geschenkt. "Alan, du hast mich immer fair behandelt, selbst wenn ich es nicht verdiente. Du bist ein guter Mann und kannst nichts dafür, dass du Schiedsrichter bist."

Dabei, und das hat ihm im Umgang mit den Stars sicher auch geholfen, war Mills selbst zweimal im Achtelfinale von Wimbledon und hat 1961 als erster Engländer gegen Australiens Idol Rod Laver gewonnen - da war er natürlich noch nicht Referee.

Als Supervisor oder Oberschiedsrichter wird er abseits von Wimbledon weitermachen und vielleicht weiter das ohrenbetäubende Stöhnen von Tennisprinzessinnen wie Maria Scharapowa auf dem Platz bekämpfen. Das geht Mister Mills nämlich mächtig auf die Nerven. (APA, red, DER STANDARD Printausgabe 28. Juli 2005)