Teheran - Mit dem bisherigen Teheraner Bürgermeister Mahmoud Ahmadinejad (48) bekommt der Iran einen erzkonservativen religiösen Hardliner zum Präsidenten. Den Sieg hat er wohl nicht seinem Eintreten für die Ideale der islamischen Revolution zu verdanken, sondern seinem Engagement für die Ärmsten im Land. "Heute beginnt eine neue Ära. Ich bin stolz darauf, der Diener und Straßenkehrer des iranischen Volkes sein zu dürfen", sagte er bei der Stimmabgabe am Freitag.

Besorgnis

Mit Ahmadinejads Wahlsieg darf die fundamentalistische Rechte auf eine Rücknahme der zaghaften Reformen hoffen, was vor allem bei Menschenrechtlern und Frauen für Besorgnis sorgt. "Wir haben die Revolution nicht gemacht, um Demokratie zu erlangen", betonte Ahmadinejad im Wahlkampf. Die Regierung müsse den Willen Gottes umsetzen, kritisierte er die sich ausbreitende "Dekadenz" im Land. Allerdings wolle er auf "freundliche" Art und Weise für eine Rückkehr zu den revolutionären Idealen sorgen.

In Anspielung auf den von ReformerInnen bekämpften Kopftuchzwang für Frauen sagte er: "Das wahre Problem dieses Landes sind Arbeit und Wohnungen, und nicht, was man tragen soll."

"Rückschritt"

Die Zeitung "Le Figaro" (Paris) schrieb am Montag: "Die Wahl eines Ultrakonservativen an die Spitze der Islamischen Republik Iran stellt einen Rückschritt dar, der nichts Gutes verheißt - weder für das Land selbst, noch für den Westen. (...) Für die Iraner und Iranerinnen, deren Wunsch nach einem Wechsel offensichtlich war, ist die unmittelbare Zukunft Besorgnis erregend. Die - sehr relativen - Freiräume, die sie im Privatleben errungen haben, werden schon in Frage gestellt. Und unvermeidlicherweise sind es die Frauen, die am meisten unter der Rückkehr zu den 'Werten' der Revolution zu leiden haben werden." (APA/dpa/Reuters/red)