Nicht über das 6:3, 6:3, 2:6, 2:6, 4:6 gegen Guillermo Coria. Nicht über den unerfüllten Wunsch, endlich Einzel-Teil der zweiten Woche eines Grand-Slam-Turniers zu sein. Nicht über ein nicht zustande gekommenes Match mit Andy Roddick, das wäre ein Heuler geworden, jetzt heult Coria. Melzer erwähnte beiläufig die Leistung in den ersten beiden Sätzen ("perfektes Rasentennis"), den Fall in ein Loch. "Ein Seuchengame und ich bin gegen eine Wand gerannt, der Faden war gerissen."
Am ersten Sonntag wird in Wimbledon geruht. Das ist die traditionelle Pause vor dem Supermontag, an dem das komplette Achtelfinale durchgepeitscht wird. Der Rasen benötigt angeblich diese Pause, um sich von den vielen Tritten und Schleifspuren zu erholen. Die Fernsehanstalten jammern, die verstehen diese Sturheit nicht. Da zahlen sie Unsummen, und es kann keine Quote geben. Der mediale Druck auf Wimbledon wächst, an den Klubmitgliedern prallt der (noch) ab, sie wehren sich standhaft, Prinzipien wurden nicht hetzhalber erstellt. "Uns gibt es seit 1877, wir haben die Erstrechte, schaffen also an."
Keine Kopfsache
Der Sonntag dient dem Lecken der Wunden. Melzer darf bleiben, mit Julian Knowle ist er im Doppel vertreten. Im Einzel hat er 25.510 Pfund erwirtschaftet, wäre er an Roddick gescheitert, hätte sich die Summe auf 44.100 erhöht. Und wäre Wimbledon St. Pölten, dann hätte er im Finale gegen Dawidenko verloren.
Trainer Karl-Heinz Wetter befürchtet keine Folgeschäden. Er blieb bei der Einschätzung, "dass Jürgen auf Gras zu den 20 Besten gehört. Man kann nicht durch eine Niederlage alles infrage stellen." Er, Wetter, habe es satt, "dass behauptet wird, dass Jürgen ein mentales Problem hat. Er hat die Handbremse angezogen und es verabsäumt, sie zu lösen. Das Letztrisiko fehlte."
Das "Wundenlecken" ist ein globales Spiel. Die Deutschen brachten keinen einzigen Vertreter in die zweite Woche, Tommy Haas ist beim Einschlagen auf einen deutlich sichtbaren Ball gestiegen und hat sich dabei ein Band im Knöchel gerissen. "So viel Dummheit gehört bestraft", sagte er und nicht einmal sein Vater widersprach. Die Amerikanerin Serena Williams unterlag Landsfrau Jill Craybas 3:6, 6:7. Sie schluchzte und gelobte, "mehr zu trainieren". Craybas wunderte sich: "Ich musste die Kugel nur rüberschupfen." Das könnte auch gegen Venus Williams das passende Rezept sein.