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STANDARD: Herr Sükar, warum tut sich ein Spitzenmanager den Präsidentenjob bei einem Klub wie dem GAK an?
Sükar: Ausschlaggebend war meine persönliche Beziehung zu Rudi Roth. Ich habe ein gutes Team. Alleine kann man das nicht machen.

STANDARD: Wie wollen Sie die Klubfinanzierung sichern?
Sükar: Der springende Punkt bei uns ist die über zehn Jahre laufende Vereinbarung mit der Marketingagentur IMG, die mehr als 50 Millionen Euro garantiert. Darüber hinaus brauchen wir Sponsoren. Wir machen Sky-Boxen im Stadion, das wollte auch IMG. Den Finanzpoker mit Salzburg oder der Austria machen wir nicht. Wir waren mit sechs Punkten Vorsprung Frühjahrsmeister. Man kann sich nicht alles erkaufen und Walter Schachner sagt, dass sich 50 Prozent des Fußballs im Kopf abspielen.

STANDARD: Wollen Sie mehr Vereine als zehn in der Liga?
Sükar: Ich ziehe ehrlich gesagt das skandinavische Modell vor, mit Halbprofis und vielen Jungen in den Teams. Bei 14 oder 16 Vereinen ist der Abstiegsdruck nicht so groß und damit die Versuchung, bei Krisen zwei fertige Ausländer einzukaufen. Und für den GAK: Mir schwebt eine Art Ajax-Modell vor. Mit der Akademie und dem Trainingszentrum sind wir dafür ausgezeichnet gerüstet.

STANDARD: Sie sind jetzt Fußballfunktionär. Nützen Konzerne wie McDonald's den Fußball nicht zwecks Imageverbesserung kalt aus?
Sükar: In Italien haben sie Probleme mit radikalen Fans. Doch insgesamt ist der Fußball gesellschaftsfähiger geworden, in England und in Deutschland ist er besser positioniert denn je. Ich komme mit dem Sport an die Gefühle der Menschen heran.

STANDARD: Einer EU-Studie zufolge sind Fastfood und Softdrinks die Hauptverursacher der zunehmenden Fettleibigkeit, vor allem der Kinder.
Sükar: Wenn ich ausreichend Bewegung mache, ist es fast egal, was ich esse. Siebenmal pro Woche Big Mac ist keine ausgewogene Ernährung. McDonald's sagt den Leuten: Bewegt's euch, dann sind zwei Big Macs in der Woche kein Problem. Ich bin selber Sportler, nach einem Match habe ich nie Lust auf einen Big Mac oder ein Cola. Ich trinke lieber Mineralwasser.

STANDARD: Aber ohne gesellschaftlichen Druck hätte McDonald's nie zur gesunden Bewegung aufgerufen.
Sükar: Keine Firma auf der Welt überlegt sich ohne Notwendigkeit eine neue Botschaft, wenn sie mit den herkömmlichen Produkten gut fährt. Ohne Benzinkrise gäbe es kein Auto, das bloß vier Liter braucht. Heute besagen Studien, dass ein Betrieb bei Jobbesetzungen eher dem Schlanken vor dem Dicken den Vorzug gibt. Die Gesellschaft verändert sich, wir dürfen nicht hinten bleiben.

STANDARD: Was halten Sie von Werbebeschränkungen, damit Fastfoodketten oder Softdrinkkonzerne nicht direkt die Kinder ansprechen?
Sükar: Ich hole ein wenig aus: Nokia war ein Gummihersteller, dann hat er Image und Produkte neu definiert und jetzt ist er Weltmarktführer bei Handys. Wenn wir einen Imageswitch herbeiführen wollen und ein Bewusstsein der Bewegung erzeugen wollen, brauchen wir eine Vermarktungsplattform. Außerdem: Niemand greift einen Retailer an, weil er kilometerweise Softdrinks anbietet. Ich will auch nicht, dass die Kinder Cola trinken, unser Erdbeer-Mineral im Happy Meal hat 15 Kalorien.

STANDARD: Fußball signalisiert Fairness und Gleichheit. McDonald's hat den Ruf, in den USA Betriebsräte zu behindern, in Österreich werken bei rund 7000 Beschäftigten gerade fünf Betriebsräte. Wieso?
Sükar: Hauptsächlich wegen der hohen Fluktuation. Ich war viele Jahre Personalchef, ich hatte bis heute kein einziges Arbeitsgerichtsverfahren. Wir behandeln unsere Mitarbeiter fair, und ich selbst würde nie die Bildung eines Betriebsrates verhindern. Das ist für mich als Mensch eine Selbstverständlichkeit. Es hat natürlich auch eine wirtschaftliche Seite: Wenn ich einen einzigen Mitarbeiter betrüge, kann ich das mit zehn Millionen Euro Marketingbudget nicht ausbügeln. (Johann Skocek – DER STANDARD PRINTAUSGABE 27.6. 2005)