Wien/Kelkheim - "Was kommt nach dem Geiz? Sicher die am meisten gestellte Frage in allen Vertriebs- und Marketingabteilungen des Jahres 2004 - und schon 2003, und schon 2002. Wie können wir diese knickerigen Konsumenten dazu bringen, dass sie wieder kaufen wie in den guten Zeiten? So, als ob der Geiz plötzlich vom Himmel gefallen wäre wie eine biblische Plage." Dies schreiben die Autoren Thomas Huber und Andreas Steinle im Vorwort der von Matthias Horx' Zukunftsinstitut publizierten Studie "Hyper-Consuming". Handel und Industrie sind verunsichert, das ist evident. Doch wie könnte es weitergehen mit dem Überflusskapitalismus?

Rückkehr des Mittelmaßes

Neben guten Analysen zu diversen "Über"-Faktoren im deutschsprachigen Raum (Überfülle, Über-Know-how der Konsumenten, Überreaktionen etc.) stellen die Autoren Thesen zur künftigen Entwicklung des Konsums auf. Eine davon ist etwa die Rückkehr des schon totgesagten Mittelmaßes: "In den kommenden fünf bis zehn Jahren wird sich die Spaltung des Marktes in eine absolute Trash-Zone und eine absurde Hyper-Luxus-Welt zunächst weiter verschärfen. Diese weitere Radikalisierung endet schließlich in Randzonen der Gesellschaft und macht Platz für das ,vernünftige Mittelprodukt'. Bis 2030 wird die tote Mitte wiederbelebt, mit neuen Konzepten, die eine vernünftige Qualität mit Sozialverträglichkeit und einer konsequenten Kundenorientierung verbinden."

Weil das von Trendforschern erwartet wird, schrieben die Autoren auch "Konsumententrends bis 2015" fest. Diese sollen vorhersagen, was Märkte künftig leisten müssten. Ein paar Beispiele:

  • Easy Access, Mobile Markets (leichte Zugänglichkeit, Marktbeispiel: Handy integriert in Jacke);

  • Cool Convenience (Flexible Bequemlichkeit: vegetarisches Fastfood);

  • Deep Support (Service für Zeitersparnis: Auslagerung des Haushalts an Profis);

  • Retro (Tradition als Gütesiegel: Wein, Kaffee);

  • Neo-Nature (Balkonien: Wildkräuter, verpackt);

  • Downshiftig (besser einfach: kleinere Sortimente);

  • Female Shift (weiblicher Konsum: Gefühlsprodukte);

  • New Family Values (Renaissance der Familie: Luxusmode für Babys). (szem, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.6.2005)