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Mahmud Ahmadinejad, Präsident

Foto: Reuters/Homavandi
Teheran - Mit dem bisherigen Teheraner Bürgermeister Mahmoud Ahmadinejad (48) bekommt der Iran einen erzkonservativen religiösen Hardliner zum Präsidenten. Den Sieg hat er wohl nicht seinem Eintreten für die Ideale der islamischen Revolution zu verdanken, sondern seinem Engagement für die Ärmsten im Land. "Heute beginnt eine neue Ära. Ich bin stolz darauf, der Diener und Straßenkehrer des iranischen Volkes sein zu dürfen", sagte er bei der Stimmabgabe am Freitag.

Der 1956 im zentraliranischen Garmsar geborene Ahmadinejad hatte sich in Teheran zum Bauingenieur ausbilden lassen. Während der Schah-Herrschaft schloss er sich der islamischen Opposition an. Nach der islamischen Revolution wurde er zur Zeit des Iran-Irak-Krieges (1980-1988) Mitglied der Revolutionsgarden und danach Gouverneur der Provinz Ardebil.

Seit zwei Jahren Bürgermeister

Außenpolitische Erfahrung hat Ahmadinejad so gut wie keine. Selbst in seiner Heimat ist er erst seit zwei Jahren einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Damals wurde er nämlich zum Bürgermeister der Hauptstadt Teheran berufen und richtete die Lokalverwaltung auf die Einhaltung der unter der Präsidentschaft des Reformers Mohammad Khatami (1997-2005) ins Wanken gekommenen strikten islamischen Vorschriften im Land aus. In einer Stichwahl besiegte Ahmadinejad am Freitag dessen favorisierten Vorgänger Akbar Hashemi Rafsandjani klar.

Mit Ahmadinejads Wahlsieg darf die fundamentalistische Rechte auf eine Rücknahme der zaghaften Reformen hoffen, was vor allem bei Menschenrechtlern und Frauen für Besorgnis sorgt. "Wir haben die Revolution nicht gemacht, um Demokratie zu erlangen", betonte Ahmadinejad im Wahlkampf. Die Regierung müsse den Willen Gottes umsetzen, kritisierte er die sich ausbreitende "Dekadenz" im Land. Allerdings wolle er auf "freundliche" Art und Weise für eine Rückkehr zu den revolutionären Idealen sorgen.

Scharfe Töne schlägt Ahmadinejad auch gegenüber den "Feinden" im Ausland an, allen voran die USA. So werde der Iran dem "imperialistischen Druck" in Bezug auf sein Atomprogramm nicht nachgeben.

Pressekonferenzen pflegt der Mann mit dem gepflegten schwarzen Vollbart mit einer langen Lektüre aus dem Koran einzuleiten. Kritiker werfen ihm eine "faschistische" Politik vor. In den Revolutionsgarden sei er der "Mann fürs Grobe" gewesen und habe Auftragsmorde verübt. Ahmadinejads Anhänger weisen diesen Vorwurf entrüstet zurück. Auch in der Geschlechterfrage trete er keineswegs für eine strikte Trennung von Mann und Frau in der Öffentlichkeit ein. Vielmehr solle die "ehrliche und saubere Atmosphäre" der Revolution wieder hergestellt werden.

Mit seiner bescheidenen Art hebt sich der dreifache Vater für viele Bürger wohltuend vom politischen Establishment des Landes ab. Auf die Frage, ob er im Fall einer Wahl den Präsidentenpalast in Teheran beziehen werde, antwortete Ahmadinejad: "Ja, aber nur, wenn jeder anderer Iraner auch seinen eigenen Palast bekommt." Als Teheraner Bürgermeister begnügte er sich mit dem Gehalt eines einfachen Lehrers.

Im Wahlkampf versprach Ahmadinejad, die Kontrolle über die Ölreserven des Landes dem Zugriff der einflussreichen "Mafias" im Land zu entreißen, und sprach damit vielen Arbeitnehmern und Arbeitslosen aus dem Herzen. "Die Leute müssen ihren Anteil an den Öleinnahmen in ihrem Alltagsleben spüren". In Anspielung auf den von Reformern bekämpften Kopftuchzwang für Frauen sagte er: "Das wahre Problem dieses Landes sind Arbeit und Wohnungen, und nicht, was man tragen soll." (APA/dpa/Reuters)