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Mario Theissen, Motorsportdiektor von BMW, und Peter Sauber, im Rahmen einer Pressekonferenz am Mittwoch in München.

Foto: APA/Lein
München - Der bayrische Automobilkonzern BMW wird ab kommendem Jahr mit einem eigenen Team in der Formel 1 antreten. Wie BMW am Mittwoch offiziell bekannt gab, wird mit dem Erwerb von Mehrheitsanteilen am Team von Peter Sauber schon ab 2006 ein von BMW geführtes Team in der Weltmeisterschaft der Königsklasse des Motorsports starten.

"Langfristiges Bekenntnis"

"Die Entscheidung ist ein starkes und langfristiges Bekenntnis von BMW zur Formel 1. Wir erwarten, dass die Formel 1 aus der aktuellen Phase der Umstrukturierung gestärkt hervorgeht und auch in Zukunft die Top-Kategorie im Motorsport darstellt", betonte BMW-Vorstand Burkhard Göschel. "Die Formel 1 ist damit für BMW die richtige Plattform, unsere Kompetenz als Automobilhersteller zu demonstrieren."

Da laut Göschel der Erfolg in der Formel 1 zunehmend vom perfekten Zusammenspiel aller Faktoren abhänge, habe sich BMW entschlossen, sein Engagement über die bisherige Rolle als Motorenpartner hinaus auszubauen. "Mit einem von BMW geführten Team übernehmen wir ab dem nächsten Jahr die Verantwortung für das Gesamtpaket und damit auch die Schlüsselfaktoren Chassis, Reifen und Fahrer", erklärte der BMW-Vorstand für Einkauf und Entwicklung.

Für Sauber die "ideale Lösung"

Peter Sauber bezeichnete die Partnerschaft mit BMW für seinen Rennstall als "ideale Lösung, denn sie unterstützt die zwei Ziele, die für mich immer zuoberst standen: Erstens, dem Team die Möglichkeit zu bieten, sich sportlich zu verbessern, und zweitens, den Standort Hinwil (Teamsitz der Schweizer, Anm.) und die Arbeitsplätze der heute 300 Mitarbeiter zu sichern." Denn durch die Präsenz der insgesamt sechs Automobilhersteller sei es für Privatteams zunehmend schwieriger geworden, eine solide Finanzierung sicherzustellen, die auch sportlichen Erfolg ermögliche.

"Die Partnerschaft mit BMW garantiert Kontinuität. Es ist für mich auch deshalb eine ideale Lösung, weil ich weiß, dass sie den Mitarbeitern eine sehr gute Perspektive bietet. Ich habe dieses Unternehmen während mehr als 35 Jahren durch oft stürmische Gewässer geführt, umso wichtiger ist es mir, dieses auch in Zukunft in guten Händen zu wissen", sagte Sauber, der 1993 mit einem eigenen Team in die Formel eingestiegen war und gleich im ersten Rennen, dem Südafrika-GP in Kyalami, über zwei WM-Punkte hatte jubeln dürfen.

Ermöglicht wurde der neue Zusammenschluss auch durch die Credit Suisse, die ihre Anteile an der Sauber Holding AG sukzessive über die kommenden drei Jahre ebenfalls an BMW verkaufen wird. Bisher schaffte der Schweizer Rennstall sechs Podestplätze in der Königsklasse und erreichte 2001 den vierten Rang in der Konstrukteurs-WM.

Berger als Teamchef im Gespräch

Einzelheiten zum neuen Rennstall wie auch zum künftigen Namen und Teamchef sollen erst 2006 bekannt gegeben werden. Aber schon am Mittwoch kursierten bei der Präsentation der neuen Partnerschaft in München Gerüchte, der frühere BMW-Pilot und -Motorsportdirektor Gerhard Berger sei ein heißer Anwärter für die Rolle als Rennleiter. Theissen werden ebenfalls Ambitionen nachgesagt, Teamchef zu werden. Als Wunschpilot gilt der Deutsche Nick Heidfeld, auch wenn der Mönchengladbacher derzeit Williams-Angestellter ist. Sein Wechsel sei nur eine Frage des Geldes.

Geld war bei der Bekanntgabe jedoch kein offizielles Thema. Schätzungsweise muss BMW Sauber rund 100 Millionen Euro für den Verkauf bezahlen. Der Schweizer zieht sich künftig aus der operativen Leitung zurück, bleibt aber Berater. Hinwil bleibt unter BMW als Basis erhalten und soll laut Theissen sogar ausgebaut werden.

Zusammenarbeit mit Williams wird wohl beendet

Diese Entscheidung von BMW hat natürlich auch Konsequenzen für die bisherige Partnerschaft mit dem englischen Williams-Team, das vom bayrischen Autokonzern mit Motoren beliefert wird. Es gilt als sicher, dass diese Zusammenarbeit nach sechs Jahren per Saisonende beendet werden wird, auch wenn Göschel am Mittwoch noch meinte: "Wir wollen die künftigen Optionen mit WilliamsF1 gemeinsam diskutieren, um den für beide Seiten richtigen Weg zu finden."

Williams hatte im vergangenen Jahr und bisher auch in der laufenden Saison schlechter abgeschnitten als von BMW erwartet, wie auch BMW-Motorsport-Direktor Mario Theissen bei seiner Stellungnahme zur künftigen Kooperation mit Sauber durchklingen ließ: "Die Neuausrichtung unserer Formel-1-Strategie basiert auf zwei Erkenntnissen. Erstens: Der Einfluss des Motors auf das Siegpotenzial des Gesamtpaketes ist zurückgegangen. Fahrzeug, Reifen und Fahrer spielen eine größere Rolle als früher. Zweitens: Das optimale Gesamtpaket erreicht man nach unserer Auffassung nur mit einem voll integrierten Team mit durchgängigen Prozessen."

Kostenintensive Angelegenheit

Die Formel 1 ist extrem kostenintensiv, dreistellige Millionenbeträge sind bei den Investitionen der beteiligten Automobilkonzerne wie Fiat (Besitzer des Ferrari-Teams), Renault, Toyota (jeweils eigenes F1-Team), Honda (zu 45 Prozent Besitzer des BAR-Teams) und DaimlerChrysler (zu 40 Prozent Besitzer des McLaren-Teams) üblich. Und die Privatteams von Red Bull (ab 2006 mit Ferrari-Motoren) und Jordan (mit Toyota als Motorenpartner) profitieren von den Engagements von Multimilliardären wie des Österreichers Dietrich Mateschitz und des aus Russland stammenden Kanadiers Alexander Shnaider.(APA)