Mannheim - Die Hoffnung auf Reformen nach einer Neuwahl hat die Konjunkturerwartungen in Deutschland Fachleuten zufolge deutlich belebt. Der Konjunktur-Index des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) legte im Juni erstmals seit März wieder zu und stieg im Vergleich zum Vormonat um 5,6 Punkte auf 19,5 Punkte.

Pessimismus lässt nach

"Die Perspektiven beginnen, sich aufzuhellen", sagte ZEW-Präsident Wolfgang Franz am Dienstag in Mannheim. Der Index lag allerdings weiter deutlich unter dem historischen Mittelwert von 34,1 Punkten, der zuletzt im März erreicht worden war.

Grund für den schwindenden Pessimismus sei neben dem gesunkenen Euro-Wechselkurs vermutlich die Hoffnung, dass nach den Neuwahlen im Herbst die notwendigen Reformen tatkräftig umgesetzt würden, teilte das ZEW mit. "Das Land braucht stabile Mehrheiten, um die überfälligen, wenn auch unpopulären Reformen weiter voranzubringen", sagte Franz. "Einen weiteren Verzug können wir uns wirklich nicht leisten." An der monatlichen Umfrage beteiligten sich im Juni 315 Analysten und institutionelle Anleger.

Aktuelle Situation wird pessimistischer beurteilt

Die aktuelle Konjunktursituation in Deutschland beurteilten die Fachleute etwas pessimistischer als im Vormonat: Der Indikator sank von minus 69,3 Punkten auf minus 70,0 Punkte. Die Konjunkturerwartungen für die Eurozone stiegen leicht um 1,9 Punkte auf 16,7 Punkte. Der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum sank von minus 31 auf minus 38,3 Punkte.

Das ZEW befragt die Fachleute nach ihren mittelfristigen Erwartungen zur Konjunktur- und Kapitalmarktentwicklung. Der Index gibt die Differenz der positiven und negativen Einschätzungen für die künftige Wirtschaftsentwicklung in Deutschland auf Sicht von sechs Monaten wieder. (APA/dpa/AP)