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Der Maori Michael Campbell realisert seinen Überraschungssieg.

Foto: APA/AP/Jacobson
Und wieder ist es nichts geworden mit der Titelverteidigung. Das Kunststück, zweimal hintereinander das traditionsreiche US-Open der Golfer zu gewinnen, gelang zum letzten Mal 1989 Curtis Strange. Diesmal durfte sich Vorjahrssieger Retief Goosen aus Südafrika diesbezügliche Hoffnungen machen, immerhin ging er ja mit drei Schlägen Vorsprung in die Schlussrunde. In der wurde er allerdings ein Opfer seiner selbst, vergeigte Loch um Loch, und landete schließlich mit acht Schlägen Rückstand auf Platz elf.

Geprägt wurde die finale Runde auf dem schwierigen Par 70-Kurs von Pinhurst in North Carolina vom Duell des Neuseeländers Michael Campbell mit dem Tiger Woods. Der hatte allerdings seine dritte Runde zwei über Par beendet, blieb mit 69 Schlägen im letzten Durchgang nur einmal unter Par und musste sich schließlich dem konstant spielenden Campbell (280 - 71, 69, 71, 69) geschlagen geben.

Der Maori durfte für seinen Sieg einen Scheck von 1,25 Millionen Dollar einstecken. Dieses tatsächlich nicht wenige Geld wird den us-amerikanischen Verband, die U. S. Golf Association, aber nicht ärmer gemacht haben. Im Gegenteil. Die US Open sind, wenn man so will, die Cash-Cow des Verbandes, im Vorjahr wurden damit mehr als 88 Million Dollar in Bewegung gesetzt, da ist aber die Rendite im Umweg noch nicht dabei.

Für Pinhurst, eine 10.000-Einwohner-Stadt in North Carolina, wird sich die, schätzen Experten, mit knapp 125 Millionen Dollar zu Buche schlagen. Genaueres hofft man mit einer Mail-Umfrage unter 5000 - von täglich 38.000 - Besuchern herauszufinden.

Haupteinnahmequelle ist, wie im Sport üblich, das Fernsehen. ABC hat bis zum Vorjahr den Golfern acht Millionen Dollar pro Jahr überwiesen. Konkurrent NBC hat die Fernsehrechte in die Höhe lizitiert und zahlt nun 65 Millionen für fünf Jahre. Die Tickets allein bringen 17 Millionen, die verschiedenen VIP-Packages fast 14. Das parallel forcierte Merchandising wird auf rund zehn Millionen geschätzt.

Vor allem die Geschäftsleute in Pinehurst, wo das letzte Open 1999 stattgefunden hat, reiben sich die Hände. "Der Juni 1999", sagt die Besitzerin einer Boutique, "war das beste Monat in acht Jahren. Und heuer scheint der Andrang noch größer zu sein." Bei der lokalen Handelskammer meint man: "Die Wirkung der Open sind enorm", wobei die "langfristigen Auswirkungen noch größer sind als die unmittelbaren".

Nicht nur auf die Kleinstadt Pinhurst, North Carolina. Jetzt steht auch Neuseeland quasi Kopf. Premierministerin Helen Clarke ließ am Montag sogar die wöchentliche Kabinettssitzung in Wellington verschieben, um den ersten Major-Sieg eines Maori und den zweiten nach Landsmann Bob Charles (British Open 1963) zu verfolgen. "Der Sieg ist sicherlich einer der größten sportlichen Erfolge, und der Ehrenplatz für einen der größten Sporthelden ist zementiert", sagte Clarke. "Er hat Neuseeland, seine Gemeinde und seine Familie stolz gemacht."

Und sich reich. (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD Printausgabe, 21 . Juni 2005)