Österreich ist mittlerweile unter den Top Five bei der Dichte der Einkaufszentren, nur in Norwegen, Schweden und den Niederlanden gibt es mehr Mallfläche pro Einwohner.

Foto: Der Standard/Heribert Corn
Wien - Nur in Norwegen, Schweden und den Niederlanden gibt es mehr Einkaufszentren pro Einwohner als in Österreich. Trotzdem werden weiter Shoppingcenter geplant, heuer ist die Zahl der Projekte wieder höher als in den Vorjahren. 34 neue Standorte seien am entstehen, 25 bestehende werden erweitert, erhob aktuell das Wiener Handelsberatungsunternehmen Regioplan.

Derzeit existieren 110 Zentren mit insgesamt 1,6 Millionen Quadratmeter Verkaufsfläche (in der Statistik sind nur jene Zentren enthalten, deren Gesamtfläche mindestens 5000 Quadratmeter beträgt). Derzeit sind weitere 800.000 Quadratmeter in Planung, 140.000 sollen heuer bereits erstmals an Handelsunternehmen vermietet werden.

Citynähe

Anders als in den neuen EU- Mitgliedsstaaten, wo unweit der Grenze mit Österreich riesige Anlagen auf große grüne Wiesen gebaut werden sollen, sind es hier zu Lande vor allem so genannte Citycenter, die entstehen sollen. Einerseits liege dies an den strengen Raumordnungsgesetzen der Bundesländer.

Andererseits versuchten Projektentwickler verstärkt, bestehende Passantenströme in Geschäfte umzuleiten - Beispiele dafür: Columbus Center in Wien-Favoriten, City Arkaden in Klagenfurt.

Erweitert werden derzeit beispielsweise der Europark in Salzburg, im Eigentum der Spar-Österreich-Organisation und laut RegioPlan das Zentrum mit der höchsten Flächenproduktivität (Umsatz in Euro pro Quadratmeter), ebenso wie die Lugner City in Wien oder Uno-Shopping in Linz.

"Immer dieselben

"Zunehmend uniforme Handelslandschaften" seien in Österreich im entstehen, da "immer dieselben Filialisten" mit den Einkaufszentren mit expandieren, so Michael Oberweger, Leiter der Standortberatung bei RegioPlan im STANDARD-Gespräch.

Es gebe zwar keine genauen Untersuchungen darüber, aber es sei anzunehmen, dass der Zuwachs bei den Mall-Flächen "eins zu eins" mit dem Absterben kleiner Greißler und Boutiquen einhergehe. Die Umsätze im Einzelhandel insgesamt sind ja stagnierend. Einkaufszentren ziehen vor allem Kunden der traditionellen Geschäftsstraßen ab.

Diese verlieren aufgrund ihres geringen Organisationsgrades zum Beispiel bei den Öffnungszeiten und bei Parkplätzen Kaufkraft. Die Einkaufszentren haben derzeit einen Anteil am gesamten Einzelhandel von 16 Prozent.

Gigantomanie

International kommen die Impulse beim Shoppingcenterbau nicht mehr aus den USA, sondern aus dem arabischen Raum und Asien. Größer ist in manchen dieser Länder besser als groß. Beispiele: Das derzeit zweitgrößte Einkaufszentrum der Welt (nach der West Edmonton Mall in Kanada), jenes im Erlebnispark-Monsterprojekt "Dubailand" soll bis 2010 noch mehr ausgebaut werden.

Alleine heuer entstehen in Dubai Flächen von mehr als 600.000 Quadratmetern, und das bei einer Einwohnerzahl von 800.000 Menschen. Dubailand ist gekoppelt mit einem riesigen Unterhaltungspark, beispielsweise sollen bewegte Figuren von 34 Dinosaurierspezies auf 45.000 Quadratmetern zu sehen sein.

Ein ähnliches Konzept - Integration von Shopping- und Entertainmentwelten, die über die üblichen Kinos, Fitnesscenter und Spielhallen hinausgehen - verfolgt wie berichtet auch das Lukale-Projekt in Ungarn, nur sieben Kilometer in der Einöde nach dem Autobahn-Grenzübergang Nickelsdorf/ Hegyeshalom.

In Österreich dürfte sich so etwas schwerer verkaufen lassen als in der Wüste, sind die Handelsexperten überzeugt. In der RegioPlan-Aussendung vom Montag heißt es dazu: "Hier zu Lande existiert zu viel ,Original Entertainment‘, künstlich nachgebaute Amusementwelten finden nur wenig Anklang." (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.06.2005)