Werbeplakat für Urlaub in Österreich

OESTERREICH WERBUNG
Wien - Das Phänomen Urlaub begann im 19. Jahrhundert als Sommerfrische: Adelige, Selbstständige und das gehobene Bürgertum "flüchteten" in den Sommermonaten aus den stark verschmutzten Städten, erzählte der Zeitgeschichte-Experte Roman Sandgruber, Professor an der Uni Linz, im Gespräch mit der APA.

Die Familienoberhäupter schickten vor allem ihre Angehörigen ins Grüne - selbst mussten sie oft ihren Verpflichtungen in der Stadt nachgehen. Die Reise ging mit der Pferde-Eisenbahn, der Postkutsche oder dem Schiff vor allem in Badeorte und Heilbäder wie Marienbad, Karlsbad (beide im heutigen Tschechien) und Ischl. Durch die gute Erreichbarkeit mit der Bahn reiste man auch auf den Semmering, und wer es sich leisten konnte, fuhr weiter bis Grado, Opatija (heutiges Kroatien) oder sogar bis an die Cote d'Azur. Sandgruber: "Der Adel besuchte auch seine Schlösser am Land."

Die allerersten Kuraufenthalte in Baden oder Bad Gastein gab es laut Aufzeichnungen des Wirtschaftsministeriums hingegen schon im 15. Jahrhundert. Und auch Wallfahrten als "Urlaubs"-Art gab es schon seit dem späten Mittelalter. Diese Reisen waren lange für Bauern der einzige Beweggrund, ihr Dorf zu verlassen.

Neben Adeligen und reichen Bürgern hatten auch Beamte schon im 19. Jahrhundert die Möglichkeit, durch persönliche Vereinbarungen beurlaubt zu werden. Gesetzlich festgelegt wurde der Urlaub erst 1910. Allerdings galt die damals beschlossene Freizeit von bis zu drei Wochen nur für einen kleinen Teil: Arbeitern wurde erst 1920 ein Urlaubsanspruch von einer Woche zuerkannt, wie aus Aufzeichnungen des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) hervorgeht.

Die beiden Weltkriege brachten den Tourismus praktisch völlig zum Erliegen, wobei sich in den zwanziger Jahren einige der Inflationsgewinnler einen Urlaub leisten konnten und damit den Adel ablösten. Im folgenden Jahrzehnt wurden auch die ersten Straßen besser ausgebaut, der Autotourismus kam ins Rollen, ein Beispiel dafür ist die Errichtung der Großglockner-Hochalpenstraße.

"Nach dem Zweiten Weltkrieg hingegen war die Reisefreiheit stark eingeschränkt, der Semmering lag etwa in der russischen Besatzungszone", erklärte Sandhuber. Mit den fünfziger Jahren begann dann allerdings der Massentourismus. Die Reiseziele lagen zu Beginn vor allem in Österreich, dann ging es an die nördliche Adria und schließlich wurde das gesamte Mittelmeer erschlossen. Der Winterurlaub wurde in den sechziger Jahren populär.

Seit den achtziger Jahren fahren die Österreicher verstärkt ins entferntere Ausland. Jürgen Weiß von der Statistik Austria erklärt dies unter anderem damit, dass die Reiseveranstalter damals begannen, ausländische Destinationen stärker zu bewerben und Pauschalreisen anzubieten. Auch das Angebot in den Urlaubsländern verbesserte sich zusehends. Der Trend hält bis heute an; nur 2002 brach der Aufwärtstrend der Reiseintensität in Folge der Terrorangst kurz ab. (apa)