Die Leiden des vergessenen Kontinents sind ein Skandal, ein Armutszeugnis für den Rest dieser Welt. Schon deshalb ist es höchste Zeit, den Gebeutelten die Last unbezahlbarer Schulden abzunehmen. Jetzt haben die reichsten Industrieländer einen Anfang gemacht. Einen ersten Schritt, mehr nicht.

Doch so edel es ist, den Ärmsten die Schulden zu streichen, der Teufel steckt im Detail. Die flotten Sprüche, mit denen Rockstars wie Bono und Bob Geldof Leute mit Gewissen so genial mobilisieren, vereinfachen eine weitaus kompliziertere Realität. Vielleicht hätte sich die Politik ohne das Mediengetrommel der beiden viel langsamer bewegt, insofern ist die Reklame nur zu begrüßen. Aber eben nicht alles, was für die schnelle Schlagzeile taugt, hält eingehender Prüfung stand.

Beispiel G8: Da schwingen sich Bush und Blair, bislang nicht gerade als Musterknaben der Entwicklungspolitik bekannt, zu Vorreitern beim Schuldenerlass auf. Deutsche, Franzosen und Japaner, bedacht auf genaueres Hinschauen im Einzelfall, finden sich plötzlich als Bremser und Geizhälse wieder. Dabei haben sie gar nicht unrecht. Von Addis Abeba bis Bamako dürfen die Regierenden die Streichung der Schulden nicht als Persilschein empfinden, nach dem Motto: Hausaufgaben erledigt, Fall abgehakt, zurück zur Tagesordnung. Es ist richtig, wenn die Geberländer Bedingungen an ihre Hilfe knüpfen. Die Menschen Afrikas sind die Ersten, die darauf pochen. Sonst kann es passieren, dass die alte Misere von Neuem einzieht, dass Finanzspritzen im Dickicht der Korruption versickern oder auf Schweizer Konten landen. Dem durch anhaltende Kontrolle einen Riegel vorzuschieben kann nun wirklich nicht schaden. (DER STANDARD, 13.6.2005)