Die Krachers

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Das sagte Promi-Winzer Alois Kracher Nachwuchsführungskräften im Rahmen der Siemens Academy of Life.

"Am Ende eines guten Essens ist Kracher", fasst der Illmitzer Weinbauer Alois Kracher die Idee zusammen, die ihm zur weltweiten Anerkennung der Weinliebhaber noch die Verehrung zahlreicher Feinschmecker und Naschkatzen verschafft hat. Und das, obwohl er wortwörtlich nur nach seinem Geschmack agierte.

So regte ihn sein Süßwein, zu dessen "Geschmacksbildung" Käse gehöre, zur Kreation eines solchen an, den Schärdinger produziert.

Süß und sauer

Marmeladenhersteller Hans Staud profitierte ebenso von Krachers Gusto. "Mit Weingelee wäre es noch mehr Genuss", dachte sich der Luis, wie Kracher von Freunden genannt wird, und Staud schuf es. Weil man Käse "auch mit Essig marinieren kann" (Kracher), zauberte Alois Gölles ein entsprechendes Wässerchen - "und am Schluss", weiß Kracher, "kommt die Schokolade", was Konditor Hansjörg Haag mit zwei weingefüllten Sorten realisierte.

All diese Geschmacksinnovationen - in Wahrheit die i-Tüpfelchen auf Krachers Erfolg - gründen auf der jahrhundertealten Weintradition der Familie. Alois Junior nabelte sich erst vom gleichnamigen Senior ab, um in die Pharmabranche zu gehen, besann sich aber später, knapp 27-jährig, auf seine Wurzeln. 1986, im Jahr eins nach dem Weinskandal ("ein eindeutiges Plus, wir mussten uns komplett erneuern"), begann der Aufstieg mit dem Gedanken: "Unser Name leuchtet hell, wenn wir gut arbeiten."

Kracher eignete sich Know-how vom Vater und von Weinbauern weltweit an, ging "raus", suchte die "Konfrontation". Denn: "Da wird man schnell belehrt, wenn man falsch liegt." Auch besann er sich auf langfristigeres Denken, das in "unserer Heurigenkultur" fehle, was in der Kalkulation von "zwei Nullernten in zehn Jahren" resultiert.

"Wissen und Lernen" habe einen "großen Stellenwert" in seinem Haus, subsumiert Kracher das Geheimnis seines Erfolgs. "Ich habe sehr viel Kraft, Zeit und Geld in meine Ausbildung investiert." Natürlich sei auch der Standortvorteil maßgeblich, denn "man kann nirgends auf der Welt so gut Süßwein produzieren wie hier". Womit er auch die technischen Errungenschaften im Weinbau relativiert: "Ich könnte woanders vieles trotz dieser Techniken nicht tun."

Dass "eine Generation nicht ausreicht, um am Weltmarkt zu bleiben", war Kracher stets bewusst, und das prägt ihn auch heute: "Sich zu etablieren braucht Zeit." In den Sohn Gerhard, Jahrgang 1981, setzt er Hoffnungen, ohne ihn jedoch festzunageln: "Es muss sich jeder selbst entscheiden und verantworten, was er tut." (Der Standard, Printausgabe 11./12.6.2005)