Mitarbeiter sind unser kostbarstes Gut - diese Überschrift ist in zahlreichen Variationen Fixbestandteil jeder Firmenbroschüre. Keine Führungskraft verweigert sich dem Glaubensbekenntnis an die "Humanressourcen". Niemand würde bestreiten, dass dem Unternehmen schadet, wer seine Leute nicht mit Bedacht aussucht, fördert, pflegt und weiterentwickelt.

Laut aktueller Top-Manager-Umfrage des Beratungsunternehmens A. T. Kearney in Österreich, Deutschland und der Schweiz wird die wirtschaftliche Stagnation als größte Bedrohung gesehen und gleichzeitig die Mitarbeiterqualifizierung als größte Chance genannt.

Das klingt als Antwort auf die industriellen Vorteile aufstrebender Nationen mit extrem jungen Arbeitskräftepools vernünftig, fortschrittlich, zukunftsweisend.

Andere Studien entblättern solche Glaubenssätze dann aber in ihrer Umsetzungsproblematik: Je gesättigter die Märkte, desto weniger Aufmerksamkeit wird dem Personal geschenkt, desto weniger wird das Arbeiten an der Konkurrenzfähigkeit de facto auf die Workforce bezogen. IBM hat das in ihrer aktuellen globalen Studie (unser aktuelles Karrieren-Thema) belegt.

In dieser Kluft finden sich demnach viele Unternehmen in gesättigten, in rückläufigen Märkten: Personal wird nicht wirklich adäquat der Unternehmensstrategie entwickelt. Vielleicht fehlt in manchen Unternehmen sogar der Glaube an die Kraft der Investition in die Menschen, aus denen ein Unternehmen letztlich ja besteht. Solche Wirksamkeit lässt sich ja auch nicht so schnell wägen, messen und zählen wie Kostenreduktion.

Aber: Die CEOs in ihrer Furcht vor wirtschaftlicher Stagnation sagen es selbst: Mut zu solchen Investitionen ist ihre größte Chance. (DER STANDARD, Printausgabe vom 4./5.6.2005)