Im Grunde habe die Filmerei des Vaters oft genervt, so Wolfgang Muthspiel. Heute hingegen sei man glücklich über das dokumentierte Material.

Froh war auch Pierre-Yves Borgeaud, der Schweizer Regisseur, der 2003 in Locarno einen Goldenen Leoparden einfuhr. Konnte er doch so für "Family Music" auf einen reichen Fundus an Super-8-Filmen aus dem Muthspiel'schen Familienarchiv im steirischen Judenburg zurückgreifen. Um die Trauerarbeit, die Wolfgang und Christian mit dem stimmungsintensiven Album "EARly Music" von 2003 zum plötzlichen Tod ihres Vaters geleistet haben, in Bilder zu setzen. Borgeaud greift dabei geschickt das Collage-Prinzip der CD auf, für die von Muthspiel senior, dem begeisterten Amateurmusiker, geleitete Choraufnahmen als Improvisationsstimuli dienten, und komponiert berückende Motivketten.

Die Modelleisenbahn mutiert zur großen Dampflok am Horizont, vor deren Hintergrund Kinderbeine vom Teichsteg baumeln; Hans Leo Hasslers "Tanzen und Springen" wird bildlich in eine Badehosentanzstunde und weiter in kollektives Skiaufwärmtraining übersetzt. Es sind nostalgische familiäre Heile-Welt-Szenarien, die Vater Kurt festhielt, derart makellos idyllisch, dass man angehörs ihrer Brechung auf der Interviewebene aufatmet: etwa, wenn man erfährt, dass die Hinwendung zum Jazz für Christian und Wolfgang einer "Kulturrevolution" gleichgekommen sei. (felb/DER STANDARD, Printausgabe, 11./12.6.2005)