Werner Mück moderiert die "Sommergespräche" heuer nicht.

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Armin Wolf, von "Offen gesagt"
abgezogen, übernimmt.

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Montag noch kein Wort vom neuen Moderator, als Infodirektor Gerhard Draxler den Publikumsräten die Pläne seiner Abteilungen für den Sommer präsentierte. Mittwoch erfuhr Armin Wolf von der Entscheidung des TV-Chefredakteurs Werner Mück, er solle die "Sommergespräche" übernehmen. "Überrascht", bestätigt Wolf dem STANDARD: "Weil ich damit gerechnet habe, dass der Chefredakteur sie wieder selbst führen wird, wie in den letzten Jahren auch."

Mück übernahm die Moderation der "Sommergespräche" gleich nach der TV-Chefredaktion des ORF anno 2002. Und warum gibt er sie nun so überraschend ab?

Der Chefredakteur erklärt dem STANDARD den Wechsel so: Armin Wolf solle über die knappen fünf Gesprächsminuten in der "ZiB 2" hinaus Interviews führen. Deshalb habe er ihn von "Offen gesagt" abgezogen und setze ihn - wie berichtet - künftig in der "Pressestunde" ein. Da seien die "Sommergespräche" nur logische Fortsetzung.

Natürlich lassen sich auch weitere Interpretationen finden: Blätter und Opposition warfen Mück in den vergangenen Wochen wieder einmal besonders heftig vor, er betreibe zugunsten der ÖVP Politfunk auf dem Küniglberg.

Da lässt sich trefflich das Gegenteil signalisieren, indem man den als kritischen Nachfrager bekannten und zuletzt mit dem Concordia-Preis für Medienfreiheit ausgezeichneten Wolf in die "Sommergespräche" schickt. Der gilt als von Mück beargwöhnter Widerspruchsgeist.

Ein solcher Schritt, während die ÖVP Generaldirektorin Monika Lindner demonstrativ vereinnahmt, wäre noch logischer, wollte Mück TV-Direktor oder ORF-Generaldirektor werden, wie ihm stets nachgesagt wird. Mück dementiert erneut: An seinem Pensionstermin 1. Juli 2007 "ist für mich nicht zu rütteln". DER STANDARD berichtete über Spekulationen aus Politik und ORF, Mück habe Ambitionen auf den Job des ORF-Generaldirektors. Bleibt Lindner, wie von ÖVP-Klubchef Molterer angekündigt, solle er als alleiniger TV-Direktor die bisherigen Direktoren für Information und für Programm beerben. Rein rechnerisch ginge sich das vor Mücks Pensionstermin nur ziemlich knapp aus: Die amtierenden TV-Direktoren traten ihr Amt im Frühjahr 2002 für fünf Jahre an.

Mück könnte aber auch nur hoffen, der aufmüpfige Wolf scheitere am Schwergewicht "Sommergespräche".

"Ich verstehe das als Wertschätzung für meine Arbeit als Interviewer", sagt Wolf. Nachgehakt hat er - ausnahmsweise - nicht: "Das ist kein Angebot, das man hinterfragt. Das macht man."

Und zwar am 23. August mit FP-Chef Heinz-Christian Strache, am 26. Jörg Haider (BZÖ), am 30. Alexander Van der Bellen (Grüne), am 2. September Alfred Gusenbauer (SP) und am 6. Wolfgang Schüssel (VP). Voraussichtlich vor Publikum im "Offen gesagt"-Studio, aber ohne Publikumsfragen.

Möglicher Kritik der Opposition an fünf Terminen hält Mück schon präventiv entgegen: "Der ORF entscheidet, wen er einlädt. Das ist eine journalistische Entscheidung: Wir haben derzeit fünf Parteien im Nationalrat." (fid)