STANDARD: Macht es f�r Sie einen Unterschied, ob Sie einen Skoda oder einen Lamborghini entwerfen?
Luc Donckerwolke: W�hrend des Entstehungsprozesses gibt es eigentlich keinen Unterschied. Danach schon. Wenn das Auto auf der Stra�e steht, kommt ein anderes Gef�hl. Bei einem Lamborghini hat man ein Objekt f�r sehr wenige Leute ma�geschneidert. Eigentlich hat man das mehr f�r die Zuschauer als f�r die Kunden gemacht. Der wesentliche Unterschied ist, dass man einen gr��eren Druck hat, wenn man einen Supersportwagen baut. Es gibt kein Pardon f�r mangelnde Emotion.
Bei einem Auto wie einem Skoda Fabia hat man so viele andere Parameter, die man bedenken muss, Ladekante, Einstiegsh�he und so weiter. Man muss so ein Auto nach einem viel breiteren Spektrum von Nutzung gestalten. Es gibt immer tausend Gr�nde, warum dieses Auto vom Design her vielleicht nicht so emotional und �sthetisch aufregend ist. Aber das Auto kann trotzdem durch andere Parameter extrem erfolgreich sein: Preis, Positionierung auf dem Markt und so weiter. Bei einem Supersportwagen wie Lamborghini gibt es so etwas nicht. Der einzige rationale Grund, dieses Auto zu kaufen, ist, dass es keinen gibt. Es gibt nur die Emotion. Wenn man das als Designer nicht geschafft hat, hat man alles falsch gemacht.
STANDARD: Sie waren vorher bei Skoda und Audi, wie haben Sie sich bei Lamborghini zurechtgefunden?
Donckerwolke: Ich habe zuerst einmal gelernt, dass ein Designer bei Lamborghini nicht die Hauptrolle spielt.
STANDARD: Wer spielt die Hauptrolle?
Donckerwolke: Die Motoristen. Und die Leute, die das Chassis entwickeln. Das hat man mir am ersten Tag beigebracht: "Du machst das engine-cover. We make the engine, you make the dress." Das Design war nur dazu da, um den Motor, die Leistung zu verkleiden. Ich war schockiert, habe mir aber gedacht, dass das an der anderen Mentalit�t liegt. Die Emilia-Romagna, wo Lamborghini zu Hause ist, ist kein Design-Land, das ist Turin. Ich bin als Designer zu Lamborghini gekommen und habe mich wie in einem Traum gef�hlt. Am ersten Tag habe ich gleich eine kalte Dusche bekommen.
STANDARD: Hat sich das bis heute ge�ndert?
Donckerwolke: Es hat sich stark ge�ndert. Es hat ja vorher keinen Designer gegeben. Ich war wie ein Au�erirdischer, der hier gelandet ist. Genauso, wie ich damals als Designer bei Audi Sport gearbeitet habe - ich war das f�nfte Rad am Wagen. Das hat man nicht unbedingt gebraucht, aber es war okay, wir tolerieren ihn, aber man muss aufpassen, dass er nicht zu viel Chaos macht. Man war auf der Suche nach extremen Ergebnissen, ein Designer ist ein Problem mehr, mit dem man umgehen muss. Das bedeutet nur noch mehr Schwierigkeiten.
STANDARD: Wie haben Sie sich durchsetzen k�nnen?
Donckerwolke: Ich habe sie entlastet, weil ich die Verantwortung �bernommen habe f�r alles, was man am Auto sieht, was man sp�rt, was man f�hlt. Das war und ist immer noch schwierig. Aber ich habe hier auch eine Position, die in der Automobilwelt relativ neu ist. Ich unterstehe nicht der technischen Entwicklung, ich unterstehe dem Pr�sidenten. Das ist eine gro�e Verantwortung und erlaubt mir auch mehr Freiheit. Mein Budget wird mit dem Pr�sidenten und nicht mit der technischen Entwicklung verhandelt.
STANDARD: Wie sind Sie mit dem Erbe von Lamborghini umgegangen? Sie waren mit Extremmodellen wie dem Diablo oder dem Countach konfrontiert.
Donckerwolke: Ich habe vom Miura getr�umt, ein Modell, das ich immer in Erinnerung haben werde. Ich wollte dieses Modell unbedingt haben. Ich w�re der gl�cklichste Mensch, wenn ich dieses Modell noch finden w�rde. Ich habe den Miura geliebt, ich habe den Countach geliebt, besonders die erste Version. Der Diablo war f�r mich nicht mehr in der Tradition der Berlinetta sportiva, also ein kompakter Sportwagen, der ein enges Kleid �ber dem Motor hatte.