Nicht bloß "therapeutisches Zeug"
"Viele Leute sind skeptisch und glauben nicht, dass man schreiben lernen kann", meinte Autor und Unterstützer Robert Schindel. "Genauso wie Malen ist auch das Schreiben erlernbar". Dichten und schreiben sei nicht bloß "therapeutisches Zeug, um an der Welt zu genesen, an der man verzweifelt", fuhr Schindel fort und räumte ein, dass "Therapie zum Teil sogar Voraussetzung von Literatur" sei.
Sprachverlust ist Gefühlsverlust
Autor Gert Jonke meinte, eine Universität für Sprachkunst könne einem drohenden "Sprachverlust" Abhilfe schaffen: "Sprachverlust ist gleich Gefühlsverlust, und bei Gefühlen gibt es auch Gescheitheit und Blödheit. Ein verblödeter Verstand ist zu heilen, aber ein verblödetes Gefühl ist verloren". Zustimmung fand Jonke bei Marianne Gruber, die erzählte: "Ich habe oft den Einwand gehört, dass eine Akademisierung zu einer Bürokratisierung der Sprache führen würde. Das Gegenteil ist der Fall".
Ein günstiger Zeitpunkt
In einer Akademie für Sprachkunst könne sich "Professionalität mit Liebe und Freiheit paaren", so Gruber weiters. Notwendig sei es, dass die Basis des Schreibens gelehrt würde, wie Literaturgeschichte, damit "neue Dinge" geschrieben werden könnten. Literat Orhan Kipcak, der seit 1997 auch die Internetakademie der Schule für Dichtung betreibt, betonte "den günstigen Zeitpunkt" des Ansinnens, da im Rahmen des so genannten "Bologna-Prozesses" bis 2010 ein gemeinsames System für Studienabschlüsse innerhalb eines europäischen Hochschulraumes geschaffen werden soll.
Studienplan erarbeiten
Dem zu gründenden Proponentenkomitee werden Robert Schindel, Gert Jonke, Marianne Gruber, Orhan Kipcak und Christian Ide Hintze angehören. Weitere Unterstützer sollen noch angeworben werden. Die personelle Besetzung des künftigen Vereins werde vom Komitee entschieden. Christian Ide Hintze werde "aller Voraussicht nach eher nicht" Obmann werden, wie eine Sprecherin der Schule für Dichtung sagte.