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Leben im Silicon Valley ist am besten in Dimensionen von TV-Serien wie "Desperate Housewives" zu verstehen, nur dass fast immer bedeutende Männer ihre Beziehungskisten in aller Öffentlichkeit ausleben. Am Montag hatten Apple-Chef Steve Jobs und der neue Intel-Chef Paul Otellini ihr großes Outing: "Endlich sind wir zusammen", strahlte Otellini, da ist auch vergeben und vergessen dass sich Apple vor wenigen Jahren in seiner Werbung über Intel lustig gemacht hatte.

Doppelleben

Dabei hat "das Mac-Betriebssystem bereits die letzten fünf Jahre ein geheimes Doppelleben geführt", gestand Steve Jobs die sich bereits seit Längerem anbahnende neue Liebe ein. Seit seiner Einführung wurde Mac OS X sowohl für die bisher von Apple verwendeten IBM PowerPC-Chips als auch geheim für reguläre Intel-Chips entwickelt. Dann, vor ein paar Monaten, hätten er und einige Apple-Topmanager entdeckt, dass die alte Beziehung mit IBM einfach keine Zukunft mehr hatte. Kein Streit, keine bösen Worte, sagte Jobs gegenüber der New York Times, aber eben keine Leidenschaft mehr: "Wir waren überzeugt, dass Intel das Rennen um mehr Computerleistung bei weniger Stromverbrauch machen würde."

Lebensabschnittspartnerschaft

Und so geht eine rund zehnjährige Lebensabschnittspartnerschaft mit IBM nahtlos in eine neue mit Intel über. Nicht ohne Beziehungskisten auf der anderen Seite: Denn "Wintel", das Duopol von Microsoft Windows und Intel Microprozessoren, war das erfolgreichste der bisherigen PC-Geschichten. Aber auch hier waren die Brüche wiederholt öffentlich zu besichtigen, zuletzt, als sich Microsoft mit IBM und seinen PowerPC-Prozessoren für die neue Xbox verbandelte. "Für uns ist das eine Chance, Innovationen neues Leben einzuhauchen", preist Intel-Chef Otellini Apple. Denn wiederholt stand Microsoft auf der Sofware-Bremse, wenn Intel mit neuer Hardware Gas geben wollte; Apple wiederum gilt als Pionier neuer Entwicklungen.

Schneller, billiger

Für Apple, das Mitte 2006 seine ersten Intel Macs herausbringt und bis Ende 2007 seine gesamte Produktlinie umstellen will, bietet die Allianz neue Möglichkeiten: Da sind zum einen leistungsfähigere Notebooks, denn einer der letzten Scheidungsgründe war IBMs Unfähigkeit, den starken (und heißen) G5-Prozessor notebooktauglich zu machen. Zum anderen kann Apple dank Intel billiger werden, nachdem sich Apple schon in den letzten Jahren (zuletzt mit dem Mac mini um 500 Euro) deutlich an den PC-Markt angepasst hat. Und die neue Partnerschaft ist eine Art offene Ehe: So wie PC-Hersteller ist Apple künftig in der Lage auch AMD-Chips zu verwenden, während es zu IBM und Freescale (Apples Notebook-Chips) keine Alternativen gibt.

Bessere Möglichkeiten

Die neue Dual-Core-Architektur des Pentium-D-Prozessor – im Wesentlichen zwei Prozessoren in einem Chip – eröffnet den Intel-Macs auch bessere Möglichkeiten zur Integration von Windows auf dem Mac. Das ist bisher durch Software (Virtual PC) von Microsoft möglich, was aber Leistungsverluste bringt; künftig könnte Windows direkt auf einem der beiden Prozessorkerne ohne Leistungsverluste laufen, was Umsteiger beruhigen würde. Und der Pentium D bietet Hardware-Schutz gegen Raubkopien digitaler Medien: Eine Voraussetzung für die Entwicklung von Onlinevideos, was von Apple erwartet wird.

Keine Beziehung ohne Risiko

Aber keine Beziehung ohne Risiko: Apple, das zuletzt Zuwächse von 40 Prozent bei seinen Computern verzeichnete, während der Gesamtmarkt nur rund 12 Prozent zulegte, muss sich um die Kauflust seiner potenziellen Kunden bis zum Erscheinen der ersten Intel-Macs sorgen. "Wir werden beide Plattformen in den kommenden Jahren unterstützen", versprach Jobs. Und zwei große Softwarehersteller haben bereits Produkte angekündigt: Adobe für die kreative Kernkundschaft, und Microsoft, dessen Office auch am Mac weiterhin unverzichtbar ist. (Der Standard Printausgabe, 8.6.2005, Helmut Spudich )